Das war der Tag der Hotelliers und ein Tag für den man solche Touren unternimmt. Die etwa 85 Km führten uns bei angenehmen Temperaturen von ca. 25 Grad und einem meistens bedeckten Himmel ohne Regen aber mit Gegenwind weiter nach Südwesten.
Der Tag begann mit einem Schockerlebnis und dem Gefühl, dass die Tour hier zu Ende ist. Als wir gestern Abend in das ansonsten leere Hotel kamen stellten wir unsere Räder vor dem Eingang ab und schlossen diese ab. Da hier absolut nichts los war, erschien uns das vertretbar, Wir waren ansonsten darauf bedacht, die Räder sicher einzustellen. Als wir am Morgen nach den Rädern sahen, waren diese nicht mehr da. Wir konnten uns zunächst nicht vorstellen, dass es eine andere Erklärung als Diebstahl gibt. Als wir den Hotelbetreiber fragten, sagte er uns in seiner entspannten französichen Art, dass er die Räder gestern am späten Abend in eine Garage getragen habe, da er der Meinung war, dass die dort sicherer sind. Uns fiel ein Stein vom Herzen. Als dann am Morgen auch noch die Klamotten sauber, vollständig und zusammengelegt zu uns kamen, war der Tag gerettet.
Das erste Ziel lag am Südwestufer des Lac d`Orient in Lusigny. Der Weg dorthin begann zunächst auf einer Nationalstraße bevor wir dann nach gut einem Kilometer wieder auf ruhigere Straßen kamen. Nach ca. 10 Km kamen wir auf den Fahrradweg entlang des Lac d`Orient, der ein Teil des Hochwasserschutzkonzeptes für Paris ist und als Naherholungsgebiet genutzt wird. Wann immer wir in diesen Naherholungsgebieten fuhren sind eine Vielzahl von Radlern, Läufern oder Wanderern unterwegs, die einem fast immer, mit einem freundlichen und melodischen „bon jour“ begrüßen.
Die Mittagspause verbrachten wir dann auf Empfehlung unseres Hotelliers in Troyes, einer Stadt, die über einen fantastischen Altstadtkern aus sehr alten Fachwerkhäusern verfügt – sehr besuchenswert.
Da das Restaurant über keinen eigenen Hotspot verfügte, hat uns die Bedienung sehr unkompliziert den Zugang zu ihrem privaten Account eines öffentlichen Anbieters angeboten – vielen Dank an die nette junge Dame, die zudem auch noch sehr gut Deutsch sprach. In Troyes gab es auch die Möglichkeit, die dritte Frankreich Karte zu erwerben, da die ersten beiden spätestens morgen abgeradelt sind. Da die Städte in Frankreich noch nicht wirklich -und wenn dann nur teilweise- auf Fahrradverkehr eingestellt sind, waren wir dann auch froh, als wir die Stadt mit Ihren ca. 130.000 Einwohnern wieder hinter uns gelassen haben.
Das Hotel für die Nacht haben wir bereits von Troyes aus reserviert. Dabei haben wir uns von einer excellenten Bewertung bei booking.com leiten lassen. So radelten wir dann die letzten 32 Km des Tages Richtung Montigny-les-Monts, wobei die letzten 10 Km wieder deutlich hügeliger wurden, wie der letzte Namensbestandteil des Zielortes schon vermuten ließ. Dort endlich angekommen, haben wir auch die Bewertung verstanden. Es handelt sich beim Chambres-d`hotes Le Cols Poli um ein Bed and Breakfast oder Cottage der besonderen Art. Das Cottage hat nur 3 sehr liebevoll eingerichtete Zimmer und macht insgesamt einen sehr geschmackvollen Eindruck. Schnell machten wir auch Freundschaft mit Haushund Gangster, der allein aufgrund seiner Größe schon beeindruckend ist.
Da es im Ort kein Restaurant oder eine sonstige Einkaufsmöglichkeit gibt, bot die Betreiberin direkt an, zu klären, ob ein 6 Km entferntes kleines Restaurant geöffnet hat und -wenn ja- uns kostenfrei dorthin zu fahren und wieder abzuholen. Und genaus so haben wir es dann gemacht. Im Restaurant waren wir dann lange die einzigen Gäste, die der Betreiber mit vietnamesischen Wurzeln, bedienen konnte (wir hatten zunächst den Eindruck, dass nur wegen uns aufgemacht wurde – war aber nicht der Fall, es kamen später noch andere Gäste). Vielen Dank an Madame Poli für Ihren tollen Service – wir werden die gute Bewertung bestätigen.
Soviel für heute. Bisher sind wir ca. 903 Km, damit nähern wir uns der 1.000 Km-Marke. Morgen geht es weiter Richtung Südwest, vermutlich wieder mit ordentlichem Gegenwind, bei angenehmen Temperaturen.
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