Kurzer Nachtrag zu Aveiro: Eine sehr saubere und gepflegt erscheinende Stadt mit einem kleinen Altstadtkern, die von einem Kanal durchzogen wird, auf dem dann auch noch – ähnlich wie in Venedig – Gondeln fahren, nur sind die hier deutlich größer und fahren mit Motor. Direkt an diesem Kanal wurde ich dann auf laute Musik aufmerksam und glaubte an ein Livekonzert. Als ich mich näherte sah ich, dass es sich um eine Tanzveranstaltung in der Region handelte. Von einer Portugiesin, die portugiesisches Weissbier (???!!!) an einem Stand verkaufte, erfuhr ich, dass die Veranstaltung über insgesmt 4 Tage ging und jetzt die letzten Finalentscheidungen anstehen. Das Weissbier schmeckte auch nicht besonders, als sie meinen Gesichtsausdruck sah, wies sie darauf hin, dass das aus der Flasche auch erheblich besser schmeckt (glauben wir es mal – ich verzichtete auf ein zweites Glas).
Heute war ich bereits um etwa 15 Uhr nach 77 km an meinem Zielort in Figueira da Foz.
Um 8:30 saß ich dann auch wieder auf dem Rad. Da die Strecke heute nicht besonders lang ist, ich an einem Montag keine große Lust auf den Verkehr der Nationalstraße hatte und es keine erkennbare Alternative direkt am Wasser gibt, überließ ich heute dem Navi die Planung. Wie auf dem Bild der Tagesetappe erkennbar ist, hat mich das Gerät zunächst in südöstliche Richtung und damit etwas ins Landesinnere geführt (ich fuhr brav hinterher). Die vorgeschlagene Route führte mich -ähnlich wie mit Sylvia durch Frankreich durch eine Vielzahl von kleinen Ortschaften über mäßig befahrene Straßen. Anders als weiter im Norden waren die vom Navi herausgesuchten hier alle asphaltiert und nicht mit Kopfsteinen gepflastert. Das jedoch heißt nicht, dass die Straße überall sehr gut war. Man muss schon aufpassen. Dann und wann ist mal mitten in der Straßendecke ein richtig ordentliches Schlagloch. Da soetwas natürlich auch mal in einem Schatten sein kann, ist schon jederzeit Konzentration erforderlich.
Auffällig war heute, dass ganz viele der Häuser, die ich heute sah, mit gekachelten Fronten in allen möglkichen Mustern und Farben versehen waren. Auch einige Kirchen waren in gleicher Weise verkachelt. Ich weiß nicht, ob das schon die ganze Zeit so war und mir nur nicht aufgefallen ist oder ob es daran liegt, dass an den Haptstraßen und am Atlantik ein anderer Stil vorherrscht. War auf jeden Fall ganz interessant. Auch waren viele Gärten ausgesprochen schön gestaltet und sehr gepflegt.
Als in einem dieser kleinen Orte kurz hielt, um etwas zu trinken, gab es das Motiv für das Bild des Tages. Da kam ein alter Lieferwagen, auf dessen Ladefläche eine komplette Straßenkapelle saß. Als die dann auch noch direkt neben mir hielten, nutzte ich die Gelegenheit einige Fotos zu machen – leider nicht mehr mit dem vollbesetzten Lieferwagen.
Als ich dann weiterfuhr und nach einigen hundert Metern eine gute Gelegenheit für die erste Pause fand, kam die ganze Kapelle dann nach einiger Zeit auch noch in dieses Cafe.
Die Strecke bis zur Mittagspause führte dann vielfach durch Wälder und weitere kleine Ortschaften. In den Wäldern haben sich jeweils tausende Vögeln zusammengetan um hier für ein vielstimmiges Gezwitscher in einer außergewöhnlichen Lautstärke zu sorgen. Ich habe Sylvia davon erst mal ein Audiofile nach Hause geschickt.
In einem dieser kleinen Orte hielt ich dann nochmals an, um noch Getränke zu mir zu nehmen. Als ich dann die Getränke am Tresen bestellt und bezahlt hatte, rutschte mir die soeben erworbene Flache Coca Cola aus der Hand (vermutlich hat die Mischung aus Schweiß und Sonnencreme hier den Halt beeinträchtigt). Die Flasche krachte auf den Boden und verspritzte den Inhalt in die Umgebung. Von da an kannte mich wirklich jeder in diesem Laden. Ein lautes Gerede begann, von dem ich natürlich nichts verstand. Ich weiß insofern nicht, ob man mich trösten wollte oder sich über meine Töffeligkeit lustig gemacht hat. Ich half noch ein wenig dabei, das Malheur zu beseitigen, trank meine Getränke aus und fuhr weiter.
Nach den guten Erfahrungen von gestern sucht ich mir für das Mittagessen wieder so ein Familienrestaurant aus. Hier sprach praktisch kein Mensch englisch. Mit Hilfe eines kleinen Mädchens vom Nachbartisch (die wohl gerade ein paar Brocken Englisch in der Schule gelernt hat), ihrem Ipad und meiner Pons App gelang es mir dann zu verstehen, was denn das Menü des Tages war. Zunächst bestellte ich das gesamte Menü. Als dann aber die Vorsuppe in Form einer ganzen Terrine voll mit Hühnersuppe kam, bestellte ich den Rest ab (wer soll das denn essen?). Die Suppe war ausgezeichnet und mehr als ausreichend.
Gut gestärkt machte ich mich dann auf den Weg für die letzten 15 km. Hier ging es dann noch mal richtig rauf und runter. Nie besonders lang, aber dafür immer recht steil. Da der Berg (anders als Gegenwind) nichts für sich behält, gab es dann die letzten km eine lange Abfahrt als Belohnung.
So dass war es für heute. Bisher geradelt insgesamt 1.728 km. Bis Lissabon sind es noch gute 200 km. Ich habe heute schon mal angefragt, ob ich auch schon am Donnerstag in meiner eigentlich erst für Freitag reservierten Unterkunft sein kann. In Lissabon gibt es dann auch noch eine Menge zu erledigen. Das Rad muss für den Flug verpackt werden, Friseur, Klamotten vollständig waschen und natürlich ein wenig Sightseeing. Wer noch Anregungen hat kann mir das gerne mitteilen. Aus Schottland ist mir schon der Besuch von Sintra und Cabo da Roca, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlands an Herz gelegt worden.