Radtour nach Meran mit Sylvia

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Radtour nach Meran mit Sylvia

Nachdem ich diese Strecke vor 4 Jahren schon einmal erfolgreich mit Anna-Lena absolviert habe, wollten Sylvia und ich dieses Abenteuer in diesem Jahr auch einmal gemeinsam erleben. Leider verzögerte sich unsere Abfahrt um 3 Tage, weil unser lieber Familienhund Linus kurzfristig schwer erkrankt ist und dann auch nach nur wenigen Tagen verstorben ist. Wir brauchten einfach ein paar Tage, um dieses traurige Erlebnis zu verarbeiten.

Am Pfingstmontag machten wir uns dann früh morgens bei besten Bedingungen auf den Weg nach Bremen, wo wir uns zum Mittagessen mit Anna-Lena treffen wollten. Wir folgten der von Naviki errechneten Route über Oldenburg, Wüsting, Hude, Bookholzberg nach Bremen. Auf dem Fahrrad merkt man dann auch warum Orte mit einem „Berg“ im Namen ihren Namen haben. Es geht dort meist spürbar hinauf und dann danach auch wieder herunter.

Etwas vor der verabredeten Zeit waren wir schon am Zwischenziel und genossen an der Weser ein leckeres Mittagessen beim Italiener.

Nach der Stärkung ging es dann weiter über den Weserradweg Richtung Süden. Besonders positiv ist und in der Nähe von Achim der Ort Baden aufgefallen, wo die Weser ein steil aufragendes Ufer hat und die Häuser terrassenförmig in den Hang gebaut sind. Das erinnerte ein wenig an die Elbe in Blankenese. Natürlich durfte das Eis am Nachmittag nicht fehlen, das bei solchem Wetter einfach dazu gehört.

Für die erste Übernachtung haben wir uns den Ort Langwedel ausgesucht. Verden wäre sicher schöner gewesen, aber wir wollten es am ersten Tag auch nicht übertreiben. 91 km sollten dann auch genug gewesen sein.

Tag 2 führte uns weiter über den Weserradweg nach Stolzenau. Eine insgesamt eher wenig spektakuläre Etappe. In diesem Bereich führt der Weserradweg häufig an Straßen entlang. Die Weser bekommt man recht selten zu sehen. Mittagspause gab es Nienburg, wo wir wirklich sehr gut gegessen haben.

Das Ziel für Tag 3 war dann Hameln. Die ersten Kilometer führte uns die Strecke noch etwas abseits der Weser. Ab Petershagen fuhren wir dann direkt an der Weser entlang, wo wir dann kurz vor Minden das Wasserstraßenkreutz passierten. In Porta Westfalica, wo sich die Weser den Weg durch das Gebirge erarbeitet hat und das Hermannsdenkmal schon aus großer Distanz grüßt, verließen wir die Weser, um etliche Kilometer durch eine Abkürzung über einen Berg zu sparen. Gleich zu Beginn dieses Anstiegs wurden wir dann durch einen älteren Autofahrer in einer Tempo 30 Zone angehupt, weil wir ihm scheinbar zu langsam fuhren. Dann überholte er auch sehr knapp und scherte nur kurz vor mir wieder ein, um dann auch noch abrupt abzubremsen. Das ganze passierte auch noch direkt vor einer Schule und einem Schild, das klar zu erkennen gab, dass Radfahrer im Abstand von 1,5 m überholt werden sollen. Sichtlich schockiert durch dieses Verhalten entschloss ich mich tatsächlich, meine erste Anzeige in meinem Leben aufzugeben. Bin mal gespannt, was dabei herauskommt. Der weitere Tag verlief recht unspektakulär. Abends verbrachten wir einen schönen Abend in der Rattenfängerstadt.

Am 4. Tag haben wir uns für Bad Karlshafen als Ziel entschieden. Die Strecke führte uns fast die ganze Zeit an der Weser entlang. Wie schon in den ersten Tagen hatten wir fast die ganze Zeit einen leichten Wind im Rücken, so dass das Radfahren sehr angenehm war. Am Abend fuhr ich wegen einer geschäftlichen Verpflichtung mit der Bahn zurück nach Bremen. Sylvia genoss am nächsten Tag die Erholung in Bad Karlshafen. Als ich am Abend wieder zurück war, entschlossen wir uns noch den Pausentag durch einen Besuch der Saunalandschaft in der Therme abzurunden. Einfach herrlich.

Tag 5 auf dem Rad führte uns dann zunächst weiter an der Weser entlang nach Hannoversch Münden, wo der Weserradweg in den Fuldaradweg übergeht. Auch dieser ist ausgezeichnet ausgebaut und meist sehr gut gekennzeichnet. Das Ziel an diesem Tag war die Stadt Melsungen mit ihrem historischen Ortskern.

Für Tag 6 entschieden wir uns für Fulda als Ziel. Mit 108 km war dies auch die längste Etappe der Tour. In Fulda angekommen fuhren wir kurz vor dem reservierten Hotelan einem Biergarten vorbei und entschlossen uns nach dem Einchecken und einer Dusche sofort dorthin zu gehen und dort den Abend bei einem frisch gezapften Bier zu genießen.

Am 7. Tag mussten wir den Fuldaradweg verlassen und über das Sinntal an den Main zu gelangen. Das Ziel an diesem Tag war Gmünden. Hier kamen doch einige Höhenmeter zusammen, da wir praktisch die Rhön durchqueren mussten. Für das Mittagessen musste diesmal mangels Gelegenheit ein Snack bei einem Bäcker in einem Supermarkt ausreichen.

Die Strecke an Tag 8 führte uns zunächst am Main entlang nach Würzburg, wo wir ausgezeichnet zu Mittag aßen. Anschließend haben wir den Main verlassen und sind dem Fernradweg D9 nach Westen gefolgt, um unser Ziel in Wertheim zu erreichen. Durch die geänderte Fahrtrichtung hatten wir den Wind am Nachmittag nicht mehr schräg von hinten sondern leicht von vorn. Wir wussten schon gar nicht mehr, wie anstrengend das sein kann. In Wertheim fließt Die Tauber in den Main. Abends genossen wir die tolle Atmosphäre in dieser historischen Altstadt.

Am 9. Tag folgten wir dem Tauberradweg Richtung Südost und genossen die tollen Bilder und die vielen malerischen Orte des Taubertals. Ungefähr 20 km vor dem heutigen Ziel Rothenburg ob der Tauber, überholten wir einen Jugendlichen und seinen Vater, die sich einige nicht so nette Dinge zu einander sagten. Kaum hatten wir die beiden überholt, dachte der junge Mann, dass es ja wohl nicht sein kann, dass so ein ältere Ehepaar mit Gepäck und normalen Fahrrädern so einfach an den beiden vorbeifährt. Er gab Gas und fuhr plötzlich neben mir. Ich sagte ihm, dass er recht ruppig mit seinem Vater reden würde. Er antwortete, dass das nicht sein Vater sondern sein Betreuer sei. Ich ließ das soeben gehörte erstmal sacken und fragte nach den Grund der Betreuung. Er antwortete, dass er sich im Jugendstrafvollzug befindet und in diesem Rahmen in einer speziellen Wohngruppe untergebracht ist. Sein Betreuer hat ihn eingeladen, ihn auf einer Radtour von Cappeln in Schleswig Holstein an den Bodensee zu begleiten. Über eine Strecke von 7 bis 8 Kilometern unterhielt ich mich sehr gut mit dem jungen Mann, der mir unter anderem verriet, dass es sein Traum wäre, irgendwann als Programmierer zu arbeiten, er aber derzeit wegen seiner Psyche nicht zur Schule gehen dürfe. Sylvia fuhr die ganze Zeit mit dem Betreuer hinter uns und unterhielt sich mit dem Mann. Ungefähr 10 Kilometer vor dem Ziel signalsierte ich Sylvia, dass wir noch eine Pause machen sollten, weil wir nach Rothenburg noch ordentlich klettern müssen. Als der Betreuer an mir vorbei fuhr verabschiedete und bedankte er sich bei mir. Den Dank konnte ich zunächst nicht einordnen. Sylvia sagte mir dann, dass der junge Mann seit dem Start in Cappeln mit keinem Fremden reden wollte. Das war in dem Augenblick wirklich berührend und traurig zugleich. Nach kurzer Fahrt und einem steilen Schlußanstieg erreichten wir dann die historische Stadt von Rothenburg.

An den folgenden 2 Tagen (Tag 10 und 11) führte uns der Weg dann über Nördlingen nach Augsburg. Wetter und Windrichtung waren die ganze Zeit wie für uns gemacht. In Augsburg entschieden wir uns am folgenden Tag ein Stück mit dem Zug zu fahren, damit der Weg zum nächsten Ziel in Füssen nicht zu weit ist.

Am 12. Tag fuhren daher zunächst bis Kaufering mit dem Zug von dort recht entspannt bei besten Bedingungen nach Füssen. Natürlich hatten wir die ganze Zeit das Alpenpanorama vor uns, was uns jedoch auch immer wieder daran erinnerte, dass wir da ja noch irgendwie rüber müssen. Besonders die letzten 20 Kilometer vor Füssen entlang des Foggensees waren nochmal ein besonderes Highlight. Wir waren uns sicher, dass wir hier nochmal herfahren, um Urlaub zu machen. In Füssen angekommen entdeckten wir auch einen Fahrradladen, eine gute Gelegenheiten vor den Alpen, Sylvias Schaltung überprüfen zu lassen, die dann und wann etwas hakte. Die Überprüfung ergab, dass die Kette schon etwas gedehnt ist und die Bremsbeläge auch gleich getauscht werden sollten. So wurde aus einer kleinen Maßnahme eine etwas größere. Egal, das waren ja alles vernünftige Hinweise. Abends beschlossen wir den Tag bei einem Spaziergang durch die Altstadt von Füssen.

Tag 13 begann mit einer Überraschung. Da wir meistens recht früh starten, sind wir auch oft mit die ersten, die beim Frühstück saßen. An diesem Tag schienen wir fast die letzten zu sein. Der Fühstücksraum war voll mit Gästen aus allen möglichen Ländern, die offenbar alle schon einen sehr frühen Besuchtsermin im Schloss Neuschwanstein gebucht hatten. Anschließend starteten wir dann zu unserer ersten gemeinsamen Alpenetappe. Nachdem wir Füssen verlassen hatten, machten wir auch gleich einen Stopp am Lechfall. Über Reutte führte uns der Weg dann hinauf Richtung Fernpass. Zunächst war die Steigung moderat. Dann kam aber ein Stück, dass man mit einem normalen Rad sicher nicht fahren kann. So schoben wir ein Stück, bis die Steigung wieder etwas abflachte. Auf den folgenden Kilometern bis Leermoos, wo wir unsere Mittagspause machten, wechselten sich immer wieder steile und weniger Abschnitte ab. Nach der Mittagspause ging es zunächst recht flach durch ein Tal bis war dann an den eigentlichen Pass kamen. Die Strecke darüber ist für Radfahrer leider nur geschottert. Daher ist sowohl der bergauf wie auch bergab recht anstrengend zu fahren. Besonders das permanente Bremsen nach Überquerung des Passes machte die Finger ganz schön müde. An einer Stelle fuhren wir auch an einer Gruppe junger Radfahrer vorbei, von denen einer gestürzt war. Da konnte sich Sylvia direkt profilieren, in dem sie ihr Wundspray anbot, dass auch sehr gerne genommen wurde. Nach einiger Zeit erreichten wir dann auch Imst und damit den Inntalradweg. Bis zur Unterkunft waren es nur noch wenige Kilometer. Das Problem war jedoch, dass die Unterkunft in Imsterberg war und wir damit nochmal rd. 200 extra Höhenmeter erklimmen durften. Zum Glück hat Sylvia mir diese Planung nicht übel genommen und trug es mit Humor. Belohnt wurden wir mit einem netten Gasthof, gutem Essen und tollen Gesprächen mit 2 Holländern.

Tag 14 startete also mit einer Bergabpassage Richtung Inn. Dem Inn folgten wir dann auch über Landeck bis nach Pfunds wo wir für das Mittagessen in ein Hotel einkehrten. Der Nachmittag war dann geprägt durch 11 Kehren hinauf zur Norbertshöhe auf 1.405 m von wo es dann nur noch bergab nach Nauders geht, wo unser Ziel für den Tag war.

Der 15 und letzte Tag auf dem Rad begann mit einem langsamen aber stetigen Aufstieg hinauf zum Reschenpass. Danach waren wir dann auch sofort in Italien. Weiter ging es am Reschensee entlang auf der Radroute Richtung Meran. Dieser Teil war geprägt durch eine Vielzahl von knackigen Anstiegen und Abfahrten. Erst nach dem Haidersee ging es dann zunächst etwas steiler und später moderat an Etsch hinunter bis nach Meran. Die Streckenführung dort ist einfach klasse. Es geht abwechselnd durch kleine Ortschaften, an der Etsch entlang, durch Wälder oder durch Obstplantagen. Das ganze dann auch noch bei einem moderaten Gefälle. Einzig der böige Gegenwind machte die Fahrt doch etwas anstrengender als ursprünglich gedacht. Nach knapp 90 km erreichten wir dann unsere reservierte Unterkunft in einem vollständig entkernten und geschmackvoll sanierten Gebäude aus dem 13. Jahrhundert.

Die nächsten 2 Tage genossen wir Meran, insbesondere die Therme, die Gärten von Trautmannsdorf, den Tappeinerweg und die lebendige Innenstadt mit seinen schönen Geschäften und gastronomischen Betrieben. Anschließend ging es wieder nach Hause und das wurde der schwierigste Teil der ganzen Reise – aber dazu später mehr

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