
Statistik: heute gefahren: 75 km (bisher gesamt: 1.123 km), Höhenmeter heute: 436 m ( bisher gesamt: 5.880 m), Pannen heute: 0 (bisher: 3), Unfälle: 0, Wetterindex: 3/10 (kräftiger Gegenwind, recht kühl und etwas weniger Regen als gestern).
Wir waren uns nach dem Eindruck, den unser Gastgeber gestern auf uns gemacht hat, nicht sicher, ob denn das Frühstück tatsächlich zur vereinbarten Zeit auf dem Tisch stehen würde. Zum Glück war die Skepsis nicht angebracht. In dem kleinen Raum, der an guten Tagen als Cafe betrieben wird oder wurde, war an einem der beiden Tische für uns gedeckt und es war alles da, was man für ein einfaches Frühstück braucht. An den Wänden des Gastraums waren viele Bilder aus offenbar besseren Tagen zu sehen, die auch den Gastgeber mit seiner Frau zeigten. Da wir die ganze Zeit nur ihn sahen, vermuteten wir, dass seine Frau nicht mehr da ist, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht war das der Grund für den etwas seltsamen Empfang gestern.

Da die Wettervorhersage für den Vormittag wieder nicht besonders gut aussah, versuchten wir, für den Start ein Zeitfenster ohne Regen zu finden. Der Versuch war gerade 4 Minuten erfolgreich, bevor es das erste Mal regnete. So arbeiteten wir uns bei böigem Gegenwind und die hügelige Gegend langsam voran. Die Strecke wäre bei schönem Wetter sicher ein Traum gewesen – Schweden, wie man es sich vorstellt.
Unsere frühe Mittagspause hatten wir bereits bei rd. 28 km um 11 Uhr eingeplant, da es ansonsten an der gesamten Strecke heute keine andere Möglichkeit gab. Um 5 vor 11 waren wir an dem Restaurant, das sich als ziemlich heruntergekommene Raststätte an einer Bundesstraße zeigte. Da der Laden erst um 11 Uhr öffnen sollte warteten wir. Dabei waren wir wirklich unsicher, ob denn überhaupt geöffnet wird. Aber auch diese Sorge war grundlos. Um Punkt 11 wurde die Tür von einem Mann mit breitem Grinsen aufgeschlossen, der sich offenbar freute, dass überhaupt Gäste da waren. Da uns die Gerichte auf der Karte nicht wirklich zusagten, fragten wir, ob wir denn auch eine Abwandlung haben könnten. Dem stimmte er zu und ich durfte die eigens für uns kreierte Nudelsoße in der Küche probieren. Das Gericht war dann auch wirklich lecker. Da ansonsten zunächst keine Gäste in diesem Lokal waren, setzte er sich zu uns und erzählte, dass er den Laden vor gut 2 Jahren übernommen hat und das schon richtig bereut hat, da viel zu wenig Kundschaft vorhanden ist. An vielen Tagen im Winter kommt überhaupt kein Kunde. Seit 5 Monaten konnte er die Miete daher nicht mehr bezahlen. Ein wirklich netter Mensch, aber auch ein Beispiel für die Tristess in dieser Gegend. Mich erinnerte das oft an meine Radtour durch die USA.

Nach der Stärkung ging es zunächst gut voran, da die Strecke noch oft durch Waldgebiete führte und der Wind uns dadurch nicht allzu stark ausbremste. Die letzten 12 km hatten wir den Wind mit Böen bi 55 km/h aber ungebremst voll von vorne, was besonders bei gleichzeitiger Steigung wirklich kräftezehrend ist. So waren wir auch froh, als wir die reservierte Unterkunft am Ostseestrand erreichten. Da ein Spa-Bereich mit Sauna zum Hotel dazu gehören, gönnten wir uns nach der Ankunft ein wenig Entspannung in der Sauna mit Abkühlung in der Ostsee. Mit Blick auf die Ostsee genossen wir dann auch unser Abendessen.

Nach nun 5 Tagen mit Kälte, Regen und Gegenwind entschlossen wir heute, nicht weiter gefen den Wind zu kämpfen und von hier aus nach Norden Richtung Göteborg zu fahren, von wo wir nach einer Zwischenübernachtung dann am Mittwoch die Fähre zurück nach Kiel nehmen werden.
