Nach gut 77 km und 790 Hm war ich heute in der reservierten Unterkunft am Zielort Troutville (VA).
Als heute um 6 Uhr der Wecker klingelte wollte ich erst liegen bleiben. Einerseits signalisierten mir meine Beine, dass sie heute nicht so richtig Lust haben und andererseits regnete es draußen in strömen. Als ich dann noch realisierte, dass meine gestern per Hand gewaschenen Klamotten irgendwie noch extrem feucht waren, war meine Laune echt nicht besonders. Wegen des eher norddeutschen Wetters verzichtete ich heute das erste Mal seit etwa 3 Wochen auf Sonnencreme. So machte ich mich dann nach einem sehr guten Frühstück und einer netten Unterhaltung mit 4 Touristen aus Südafrika (was meine Laune erheblich verbesserte – waren sehr nette Leute) um kurz nach 8 Uhr auf den Weg. Und das zunächst noch ohne Regen. Die nassen Klamotten verstaute ich ohne Regenschutz auf dem Gepäck – werden heute dann nochmal mit gewaschen (und getrocknet).
Die Strecke führte zunächst durch die beschauliche Kleinstadt von Lexigton, wobei es die ganze Zeit nur noch oben gehen schien. Überraschenderweise waren meine Beine doch nach dem anstregenden Tag gestern ganz gut drauf und ich kam trotz der hügeligen Strecke ganz gut voran. Kleiner Nachtrag noch zu den Blue Ridge Mountains, in denen ich ja auch heute noch herumkraxle: Das ist die Region, in der die Serie „die Waltons“ – kennen fast alle, die in meinem Alter sind – gespielt hat. Das war ein Hinweis von meiner lieben Frau (ich wußte das nicht).
Nachdem ich den Highway verlassen habe ging es über sehr einsame Nebenstrecken weiter nach Südwesten. Alle 20 Minuten kam mir mal ein Auto entgegen. Nach einiger Zeit setzte dann doch wieder Regen ein. Als dieser stärker wurde suchte ich mir unter der Interstate Autobahn einen trockenen Platz und machte meine erste Pause (echt romantisch). Wegen des trüben Wetters sind heute nicht besonders viele Bilder dabei herausgekommen. Ein paar habe ich aber doch gemacht:
Meine inzwischen zum Standardpaket gehörende App „Stormtracker“ signailsierte, dass die stärksten Schauer zwischen 11 und 13 Uhr zu erwarten sind und so suchte ich doch einige Male Unterstand, um nicht zu nass werden. Etwas Regen war nach der Hitze der ersten Woche hier echt angenehm – zuviel davon muss aber auch nicht sein.
Eine dieser Regenpausen verbrachte ich an einer Tankstelle, an der gerade 4 Biker Omis (geschätzt 65 und älter) mit Ihren Monsterbikes und Trikes eine Pause machten. Die touren durch die gesamten Staaten und waren gerade auf dem Weg zu einem Frauen Biker Treffen irgendwo 2.000 km entfernt – echt cool die Damen (habe leider vergessen ein Bild zu machen)
Eine weitere Pause machte ich unter dem Carport eines echt knurrigen Südstaatlers. Der war einerseits wirklich schwer zu verstehen und machte andererseits auch keinen Hehl daraus, was er von Deutschland (nach der Nazi-Zeit hält). Wir unterhielten uns doch sicher eine halbe Stunde bevor es mir gelang mal ein Ansatz von Lächeln aus diesem Mann herauszuquälen.
Kurz danach fuhr ich dann durch den kleinen Ort Buchanan und habe nochmals ein kurzes Video gemacht, den ich hier auch einfüge. Diesmal sollte es auch sofort klappen und nicht erst, nachdem mich verschiedene Leute darauf hingewiesen haben, dass das Video nicht zu öfnnen ist. Das von gestern geht jetzt auch.
Nach ca. 65 km überkam mich plötzlich ein echtes Hungergefühl, da ich bisher recht wenig gegessen habe – und siehe da, genau in dem Augeblick erspähen meine Augen ein kleines Familienrestaurant – nicht so wie in Portugal, aber immerhin. Dort gönnte ich mir eine doppelte Portion „Soup of the day“ und ein Sandwich.
Danach ging es dann schon wieder richtig gut und ich konnte die letzten 12 km in Angriff nehmen. Dabei habe ich mich nicht verleiten lassen, die kürzere und flachere Strecke über den Highway zu nehmen – nein ich bin nochmal gekraxelt und bin auf dem Trail geblieben.
Zum Bild des Tages habe ich die folgende Aufnahme erkoren:
Heute war übrigens der erste Tag, an dem ich keinen Radfahrer gesehen habe, der den Trail Richtung Osten fährt. Bisher habe ich jeden Tag zwei bis fünf Radler getroffen. Meistens junge Männer im Alter zwischen 19 und 25, die den Weg ganz allein fahren. Ich scheine da eher ein alter Sack in dieser Community zu sein.
So dass war es für heute. Bisher geradelt sind insgesamt 2.530 km bei 17.840 Hm. Das morgige Ziel ist Christansburg. Da ich mich zwischenzeitlich ebenfalls bei „WarmShowers“ registriert habe, werde ich mal sehen, ob dort jemand eine Unterkunft anbietet und ob sich die bisherigen guten Eindrücke wiederholen lassen.