Tag 45 – Von Breaks (VA) nach Hindman (KY)

Du betrachtest gerade Tag 45 – Von Breaks (VA) nach Hindman (KY)

Tag 45 – Von Breaks (VA) nach Hindman (KY)

Wie konnte ich gestern so naiv und glauben, ich könnte es bis Hazard schaffen. Bereits am Mittag beschloss ich final, in Hindman zu übernachten und das war schon ein Brett. Glücklichweise hatte sich kurz zuvor Randy Wilson gemeldet, dass er mir für die Nacht eine Unterkunft anbieten kann. Nach 113 km und 1.382 Hm war ich am Ziel.

Kurz nach Sonnenaufgang machte ich mich heute auf den Weg. Zunächst ging es wieder durch den Park – traumhafte Stimmung. Nebelschwaden hingen in den Bergen, die ersten Sonnenstrahlen schienen durch den Wald, es war noch angenehm kühl und der ganze Wald ein einziges Klangerlebnis.

Nach ca. 10 km erreichte ich dann meine erste Staatsgrenze in den USA – Kentucky war erreicht und Virginia nach fast 1.000 km nun abgeradelt.

Kentucky – da war doch was – genau: die Hunde. Ich brachte Airhorn und Pfefferspray in Stellung und fuhr weiter. Die Strecke war -auch wegen des tollen Wetters- sehr schön. Immer wieder gab es schöne Aussichten auf die umliegenden Berge und Schluchten. Hier ein paar Eindrücke:

Da die Strecke zunächst durch unbewohnte Gebiete führte, hatte ich auch keine großen Bedenken, dass mich Hunde jagen könnten. In den Wohngebieten musste ich meine Aufmerksamkeit deutlich steigern. In der Tat waren hier sehr viele Hunde in den Vorgärten und anders als in Virginia, sind die Hunde hier nicht immer angeleint oder eingezäunt. Nach 20 km kam dann der erste auf mich zu, drehte aber gleich wieder ab, als ich ihm lautes „N0“ entgegenrief. Um es vorweg zu nehmen: So eine Begegnung gab es dann heute noch einmal und das wars. Bin ich enttäuscht? Defintiv nein – eher überrascht. Ich bin sicher an 4 nicht eingezäunten Kampfhunden vorbei gefahren. Die schliefen entweder oder haben mich nicht zur Kenntnis genommen – gut so.  Vielleicht war es denen heute auch einfach nur zu warm. Nun, wenn das der Preis dafür ist, dass die mich in Ruhe lassen, dann schwitze ich eben weiter. Hoffentlich geht das die nächsten Tage so weiter.

Erschreckend ist in diesen kleinen Wohngebieten, die häufig nicht mal einen Namen haben, wie verwahrlost manche Häuser und Grundstücke aussehen. Es sieht so aus, als leben dort Menschen, die sich aufgegeben haben. Die Gärten voll mit Müll und Schrott. Häufig stehen verrostete Autos oder Autoteile auf den Grundstücken und gammeln vor sich hin. Dazu gesellt sich Sperrmüll und Schrott aller Art. Überall findet man aufgegebene oder stillegelegte Betriebe, Restaurants, Cafes, Tankstellen und vieles in der Art. Das wirkt schon sehr deprimierend. Zumal die Gegend, durch die ich gefahren bin landschaftlich wirklich klasse ist. Das gilt natürlich nicht für alle Orte und Häuser. Es gibt auch sehr gepflegte Grundstücke, jedoch sind die gefühlt eher in der Unterzahl. Unglaublich viele Häuser stehen zum Verkauf. Offenbar hat das ganze auch mit dem Niedergang der Kohleproduktion hier zu tun. Das nachstehende Wahlplakat spricht da Bände:

Das Streckenprofil war heute echt eine Herausforderung. Nachdem es am Morgen erstmal herrlich den Berg hinunter ging, mußte ich im Verlauf des Tages noch über 5 Hügel mit sehr steilen Aufstiegen. So kamen dann auch die Höhenmeter für den Tag zusammen. Eigentlich ist mein T-Shirt derzeit den ganzen Tag nur klitschnass und das kommt nicht vom Regen, den gab es in den letzten Tagen mit Ausnahme von ein paar Tropfen heute nicht. Ich versuche bei jeder Gelegenheit, eine kleine Pause zu machen, viel zu trinken und ein bis zweimal am Tag frisches Obst zu essen.

Gegen 16:30 erreichte ich den Zielort Hindman. Die Adresse von Randy hatte ich vor ein paar Tagen von einem entgegenkommenden Radfahrer bekommen. In dieser Gegend gibt es nicht viele Möglichkeiten irgendwo eine Unterkunft zu finden. So habe ich Randy gestern abend eine Nachricht geschrieben und habe heute Mittag die Nachricht erhalten, dass er mir eine Unterkunft geben kann. Sobald ich am Zielort bin, sollte ich ihn anrufen. Das tat ich auch und 10 Min. später kam er und hat mich abgeholt und mir den Weg gezeigt. Er wohnt allein mit seinem kleinen Hund Jack in den Hügeln in einem alten Haus, in dem früher einige Künstler aus der Region gelebt haben (Die Bücher stehn noch dort – das Haus ist voll damit). Er bietet Radfahrern ein Zimmer und Frühstück mit Dusche und der Möglichkeit, Wäsche zu waschen an. Dafür will nur eine kleine freiwillige Spende im Rahmen dessen, was jeder sich so leisten kann. Alles ist sehr einfach aber reicht für die Übernachtung. Daneben kümmert er sich um die Erhaltung der Kultur in den Apalachen.


So, dass war es für heute. Bisher geradelt sind insgesamt 3.017 km bei 24.220 Hm. Guter Tag heute: 3.000 km voll gemacht und erste Staatsgrenze in den USA überquert. Morgen geht es zunächst Richtung Hazard und dann weiter Richtung Berea. In Berea ist dann die 2. von 12 Karten abgefahren. Wir kommen der Sache langsam näher. Von der Gesamtdistanz habe ich jetzt ca. 1/3 hinter mir. Vom TransAm Trail ca. 15 %.

Schreibe einen Kommentar