
Radreise-Reportage: Von Sand, Villen und Kopfsteinpflaster – Unser Tag in Lauenburg
Ein unterhaltsamer Zwischenstopp zwischen Elbe und Ostsee
Bereits gestern Abend war klar: Unser heutiges Ziel heißt Lauenburg an der Elbe. Sylvia hatte sich schlau gemacht – es ist die südlichste Stadt Schleswig-Holsteins, quasi das Zipfelmützchen des nördlichsten Bundeslands. Und warum genau Lauenburg? Ganz einfach: Zwischen der Elbe und Zarrentin ist es mit Übernachtungsmöglichkeiten eher mau bestellt. Also entschieden wir uns für eine eher entspannte Tagesetappe mit rund 63 Kilometern – eine Gnade für müde Beine und Morgenmuffel.
Schon kurz nach dem Losradeln verließen wir die Zivilisation und tauchten wieder ein in das norddeutsche Landidyll: Felder, Wälder, Feldwege – und mittendrin das überraschend schicke Bentstorf. Ein kleines Örtchen mit großen Villen, die eher nach Hamburger Elbchaussee als nach Dorfrand aussehen. Ein echter Hingucker – man fragt sich unweigerlich, ob hier mehr Gärtner als Einwohner wohnen.
Wenig später wurde es dann sportlich: Der Weg durch den Wald war nicht nur schön, sondern auch sandig – ein bisschen wie Strandurlaub mit Fahrrad, nur ohne Liegestuhl und mit mehr Schweiß. Besonders bergauf fühlte sich der feine Untergrund an wie klebriger Kaugummi unter den Reifen.
Nach etwa 30 Kilometern stießen wir auf den Elberadweg – die Autobahn der Radfahrer, wenn man so will. Ab hier ging es deutlich flüssiger voran, zumindest bis zur Mittagspause. Denn die stellte sich als unerwartetes Abenteuer heraus: Zwar gab es Lokale – nur leider alle entweder montags geschlossen oder erst ab 17 Uhrbereit für hungrige Gäste. Also endete unsere kulinarische Odyssee bei einem Bäcker im Supermarkt. Nicht gerade Gourmetküche, aber immerhin besser als der Müsliriegel, der seit Tagen beleidigt in der Satteltasche auf seinen Einsatz wartet.
Gegen 15:30 Uhr rollten wir schließlich in Lauenburg ein – und bekamen zum Abschluss noch einen historischen Schüttelbecher serviert: Der letzte Kilometer über originalgetreu erhaltenes Kopfsteinpflaster ließ unsere Fahrräder rattern wie alte Dampfloks. Altstadtsanierung nach dem Motto „Form vor Funktion“ – Romantik für Fußgänger, Fluch für Radler.
Die Schlüsselübergabe per Box war zum Glück einfacher als das Kopfsteinpflaster – und nachdem das Gepäck verstaut war, belohnten wir uns mit einem leckeren Eis. Danach: ein gemütlicher Spaziergang durch die charmante Altstadt und hinauf zum Schloss, das überraschend majestätisch über der Elbe thront. Von dort aus bietet sich ein Ausblick, der selbst die sandigsten Waldwege schnell vergessen lässt.
Und damit endet unser heutiges Kapitel. Morgen geht’s weiter nach Schwerin – inklusive Familienbesuch bei Anna-Lena, Alex und dem kleinen Elias. Mittwoch wird pausiert, und ab Donnerstag führt uns die Reise weiter Richtung Ostsee. Bis dahin: Kette rechts und Rückenwind!



