Von der Elbe zum Schloss: Eine Fahrradtour durch Norddeutschlands grüne Seele
Ein Reisebericht von Lauenburg nach Schwerin – 92 Kilometer voller Eindrücke
Der Tag beginnt verheißungsvoll: Die Sonne spiegelt sich glitzernd auf der Elbe, während wir in Lauenburg ein Frühstück genießen, das kaum besser in Szene gesetzt sein könnte. Kaffee, Croissants – und dazu der Blick auf den träge dahinfließenden Strom. Wer hier nicht in Reiselust gerät, dem ist kaum zu helfen.
Frisch gestärkt schwingen wir uns auf die Räder. Unser Weg führt uns zunächst entlang des Elbe-Lübeck-Kanals – ein stiller, fast meditativer Start, begleitet vom beruhigenden Plätschern des Wassers zur Linken und sattem Grün zur Rechten. Die Strecke ist wie gemacht für Genießer: kaum Steigungen, gute Wege, wenig Verkehr.
Je weiter wir nach Mecklenburg-Vorpommern vordringen, desto schöner wird es. Für eine Weile folgen wir dem Grenzradweg – ein geschichtsträchtiger Pfad, der einst eine Trennlinie markierte und heute Verbindendes feiert. Die Landschaft wirkt fast unberührt: Felder in sattem Gelb und Grün, gelegentlich durchbrochen von Alleen und kleinen Wäldern.
Unsere Frühstückspause Nummer zwei fällt… sagen wir mal, etwas rustikaler aus. Eine Bushaltestelle bietet Schutz vor Sonne und Wind, und aus unseren Taschen zaubern wir einen Apfel und ein Viertel Gurke hervor – Überbleibsel vom Start, die heldenhaft mitgereist sind. Verköstigung auf die bescheidene Tour – doch was zählt, ist der Charme des Moments.
Die Wege bleiben meist hervorragend. Wenn es mal holpert – etwa über uraltes Kopfsteinpflaster – helfen schmale Randstreifen, das Rütteln zu vermeiden. Auf sonnigen Feldwegen gönnt man sich eher ein Lächeln als eine Pause. Alles fließt.
Mittagspause in Zarrentin, direkt am idyllischen Schaalsee. Wir sitzen auf der Terrasse eines Cafés, die Sonne wärmt den Rücken, der Blick schweift über das glitzernde Wasser. Es ist einer dieser Orte, an denen man gerne länger verweilt – aber das Abenteuer ruft.
Nach dem Essen fahren wir ein Stück direkt am Schaalsee entlang – ein kleines Stück Paradies. Ein Zwischenstopp an einer Eisdiele bringt uns die dringend nötige Erfrischung, bevor wir uns wieder in Bewegung setzen. Die letzten Kilometer führen durch charmante Dörfer, vorbei an rosenumrankten Fachwerkhäusern und über kleine Landstraßen, auf denen uns mehr Traktoren als Autos begegnen.
Gegen 16 Uhr erreichen wir Schwerin – bei traumhaftem Wetter. Der Weg in die Stadt ist ein würdiger Abschluss: Er führt uns entlang mehrerer Seen, und kurz vor dem Ziel eröffnet sich plötzlich ein spektakulärer Blick über das Wasser auf das majestätische Schweriner Schloss. Goldene Türmchen, glitzernde Fenster – ein Bild wie aus einem Märchen.
92 Kilometer liegen hinter uns – jeder einzelne davon war ein kleines Erlebnis. Das war’s für heute. Morgen wird pausiert – Zeit für Familie, Stadtbummel und Schwerins Sehenswürdigkeiten. Am Donnerstag geht es dann weiter: Richtung Ostsee, Richtung Kühlungsborn. Doch das ist eine andere Geschichte.




