
Von Dömitz nach Bad Bevensen – Störche, Steigungen und Sauna
70 Kilometer mit Elbblick, Westwind und einem Hauch Fernost
Der Tag begann hoch hinaus – im wahrsten Sinne. Unser Frühstück nahmen wir heute im Panorama-Café unseres Hotels ein, das im vierten Stock untergebracht war und seinem Namen alle Ehre machte. Während der Kaffee dampfte und das Brötchen knackte, konnten wir den Blick über die Elblandschaft schweifen lassen. Wer so in den Tag startet, dem fällt der erste Tritt ins Pedal nicht schwer.
Gegen 9:00 Uhr ging’s los – kurz noch die Reifen geprüft, dann rüber über die Dömitzer Brücke auf die Westseite der Elbe. Dort nahmen wir wieder Kurs auf den Elberadweg, der uns für die ersten rund 30 Kilometer begleitete. Bereits nach fünf Kilometern begrüßte uns der erste Storch des Tages, der scheinbar einen Stammplatz auf einer Wiese reserviert hatte. Weitere Kollegen sollten folgen – das Storchen-Abo dieser Reise läuft offenbar noch ein paar Tage weiter.
Unser erstes größeres Zwischenziel war Hitzacker – malerisch gelegen, historisch gewachsen und aus den Nachrichten bekannt, wenn es in Sachen Hochwasser ernst wird. Heute aber alles trocken, freundlich und voller Leben. Obwohl Freitagvormittag, war die Innenstadt gut besucht – Radfahrer, Spaziergänger, Ausflügler. Wir fanden ein nettes Café, gönnten uns eine kleine Stärkung und genossen die Pause mitten im Trubel.
Mit Hitzacker verabschiedeten wir uns vom Elberadweg und fuhren westwärts – zunächst ein kurzes Stück an der Straße entlang, dann über kleine, ruhige Landstraßen, die sich schließlich in eine längere Waldpassage verwandelten. Dort warteten – für norddeutsche Verhältnisse – ganz respektable Steigungen auf uns. Kein Alpenpass, aber durchaus spürbar. Der Vorteil: Im Schutz der Bäume hielt sich der Gegenwind zurück. Eine Wohltat, denn der Westwind hatte auch heute wieder beschlossen, auf keinen Fall aufzugeben.
Mittagspause dann in Dahlenburg – ein kleiner Ort mit erstaunlich gutem chinesischen Restaurant. Die dampfenden Nudelgerichte und gebratenen Gemüsepfannen waren vielleicht nicht klassisch norddeutsch, aber nach 50 Kilometern Rückenwindverweigerung genau das Richtige.
Die restliche Strecke führte uns durch eher offene Landschaften, vorbei an Feldern und Höfen – und leider ziemlich ungeschützt gegen den weiterhin präsenten Wind. Die Geschwindigkeit sank, der Widerstand stieg. Gut also, dass wir vorausschauend geplant hatten: mit 70 Kilometern war diese Etappe bewusst etwas kürzer gehalten.
Gegen 15:30 Uhr erreichten wir Bad Bevensen. Die Unterkunft: freundlich, ruhig, mit Sauna – und genau das war dann auch der erste Programmpunkt. Beine hoch, Wärme tanken, Wind vergessen.
Später ging es noch zu Fuß durch den gepflegten Kurpark und die Innenstadt – ein gemütlicher Abschluss, der bei einem Glas Weißwein auf der Terrasse seinen verdienten Ausklang fand.
Das war’s für heute. Morgen geht’s weiter nach Tostedt, von wo wir mit dem Zug nach Bremen-Oberneuland fahren – ein kleiner logistischer Trick, um übermorgen entspannt nach Hause zu rollen.
Der Wind bleibt uns vermutlich auch dann treu. Aber inzwischen haben wir ein recht stabiles Verhältnis – er bläst, wir treten. Jeder eben, was er kann.


