Strecke: 102 km (bisher: 335)
Anstieg: 145 m (bisher: 191)
Fahrzeit: 5:40 Std. (bisher: 18:26)
Beim Frühstück hatten wir noch kurz Gelegenheit, uns mit dem Paar aus Bad Zwischenahn auszutauschen. Die beiden haben sich nach Arnhem bringen lassen und wollen mit dem Rad auf dem R1 Richtung Polen fahren. Problem nur, dass ihr Fahrrad gestern bereits auf dem ersten kurzen Abschnitt mit Tretlagerschaden den Geist aufgegeben hat. Der lokale Farradladen hat natürlich Montags zu. Damit scheinen die beiden gleich zu Beginn ihrer Tour einen Pausentag genießen zu dürfen.
Nach der morgendlichen Stärkung und der täglichen Packroutine ging es dann bei strahlendem Sonnenschein aber noch immer sehr niedrigen Temperaturen auf die Strecke. Gleich zu Beginn wurden wir durch ein traumhaft schönes Waldstück geführt.
Danach ging es typisch für dieses Land über sehr gut ausgebaute Radwege weiter. Mal an Feldern vorbei, dann über längere Zeit auf einem Deich. Nach gut 20 km erreichten wir dann eine kleine Fähre. Sofort stellte sich die bange Frage, ob die Fähre denn in dieser frühen Zeit der Saison überhaupt fährt.
Glücklicherweise war das HIER heute kein Problem und die Fähre setzte sich sofort in Bewegung, nachdem wir – UND NUR WIR – an Bord waren. Für 1 EUR pro Person ein guter Service.
So ab km 30 begann dann die verzweifelte Suche nach einem geeigneten Lokal, um einen Cappuchino zu trinken. Die Suche gestaltete sich doch komplizierter als wir zunächst dachten. Offenbar ist der Montag so eine Art Feiertag in Holland. Jeder Laden, der irgendwie nach Cafe oder Restaurant aussah, hatte „Maandag gesloten“. So entschlossen wir und notgedrungen zu einer kleinen Pause mit Wasser und Banane an der Ijssel. Während der Pause konsultierte ich nochmal kurz Google, ob es nicht doch in der Nähe ein geöffnetes Cafe gab. Und natürlich wurde ich fündig. Gar nicht weit entfernt von unserem Halt und auch ohne großen Umweg fand ich einen Laden, der Cafe … beinhaltete. Froh über diesen Fund ersparte ich mir das Lesen der weiteren Details und wir fuhren los. Dort angekommen entpuppte sich das Geschäft mitten in einem Gewerbegebiet nicht als Cafe sondern als Großhändler, der mit Kaffeevollautomaten handelt. Nach dieser Enttäuschung nahmen wir uns vor, zunächst nicht weiter zu suchen und einfach weiter Richtung Arnhem zu fahren. Als wir dann durch diese Stadt fuhren waren wir einmal mehr über das Radwegenetz begeistert. Die Krönung war ein Kreisverkehr nur für Radler in der Innenstadt, der umgeben war von einem Kreisverkehr für Autos und die Zuwegung für die Radfahrer verlief durch diverse Tunnel unterhalb des „großen Kreisverkehrs“. Vor lauter Begeisterung vergaßen wir beim Durchqueren der Stadt Ausschau nach einem Cafe zu halten. So entschlossen wir uns beim Verlassen der Stadt für einen Kurzbesuch bei McDonalds mit Cappuchino und Apfelkuchen.
Nach dieser Stärkung sollten uns die letzten 30 Km doch leicht fallen zumal wir heute fast den ganzen Tag den Wind im Rücken hatten. Bis ungefähr 8 km vor dem Ziel stimmte das auch. Dort sollten wir die 2. Fähre des heutigen Tages nehmen. Schon als wir uns dem Anleger näherten, beschlich uns ein gewisses Misstrauen. Letzte Klarheit gab dann ein Blick auf eine Hinweistafel. Danach fährt diese Fähre im Mai tatsächlich nur am Wochenende und an Feiertagen. Auch die Hoffnung, dass ich mich aufgrund meiner eingeschränkten holländischen Sprachkenntnis getäuscht haben könnte, bestätigte sich leider nicht – DIE FÄHRE FUHR HEUTE NICHT. Die Konsequenz war ein Umweg von etwa 20 km. Ich kann mir vorstellen, dass nicht jede Ehefrau das nach fast 80 km so locker genommen hätte wie Sylvia. Dass auch ein junges Paar mit Ihrem Kleinkind von ihrem Hotellier in die gleiche Falle geschickt wurde, tröstete zumindest ein wenig.
Durch die Extrakilometer erreichten wir heute unsere Unterkunft in dem kleinen Örtchen Appeltern erst gegen 17:30, wo wir aber mit einem kühlen Bier von der Betreiberin des B&B empfangen wurden. So konnten wir die Sonne im wunderschönen Garten und diesem kühlen Getränk genießen.
„Maandag gesloten“ war auch der richtige Ausdruck für die Möglichkeit sich in diesem kleinen Ort am Abend verpflegen zu können. Die einzige Möglichkeit ist eine Pizzeria, die aber entgegen unserer Erwartung nur Speisen zur Mitnahme anbietet. So speisten wir dann heute Abend auf einer Parkbank an der Maas und genossen die Sonne, die vorbeifahrenden Schiffe und die von Stück zu Stück kälter werdende Pizza.
Morgen geht es dann weiter Richtung Tilburg. Zum Ausgleich für die Extrakilometer heute wird die Strecke etwas kürzer.