Strecke: 87 km (bisher: 627)
Anstieg: 101 m (bisher: 457)
Fahrzeit: 4:04 (bisher: 1 Tag 10:19)
Heute morgen hieß es Abschied nehmen. Bevor es jedoch soweit war galt es noch eine Herausforderung zu überwinden – und das im Wortsinn. Die innovative Tiefgarage für Fahrräder entpuppte sich praktisch als Falle. Schon als wir das Fahrrad Vorgestern einstellen wollten, wurde eine Karte für den Öffnungsvorgang nicht gleich akzeptiert. Ein anderer Radfahrer, der über eine Abokarte für die Anlage verfügte sagte dann auch gleich, dass es mit den normalen Geld – oder Kreditkarten immer irgendwie Probleme gibt. Davon haben wir uns natürlich nicht beeindrucken lassen und einfach eine andere Karte gezückt, die auch sofort funktionierte. Gestern haben wir zur Sicherheit nochmal die Rücknahme der Räder ausprobiert und das funktionierte ebenfalls reibungslos. Heute morgen klappte dafür gar nichts. Keine unserer Karten hat uns Zutritt verschafft. Da der Bus ja bald fuhr, hatten wir auch nicht ewig Zeit, um noch auf Hilfe zu hoffen. Um diese Zeit gab es auch sonst niemanden, der uns hätte helfen können. So entschied ich kurzerhand. mich durch die Absperrung zu pressen, was mir auch gelang. Dann versuchte ich zunächst mit Sylvia`s Rad, die Sperre von innen zu öffnen, was auch prompt funktionierte. Nur mit meinem Rad klappte wieder nichts. So haben wir dann entschieden, das Rad durch einen schmalen Spalt in ca. 1:80 Höhe zu hieven, was uns auch mit etwas Drücken und Biegen tatsächlich gelang.
Noch kurz die Sachen auf das Rad geladen und dann schnell zum Bus, der dann auch pünktlich da war. Dann hieß es endgültig Abschied nehmen und Sylvia fuhr davon.
Schon 15 Minuten später saß ich im Zug nach Gent, von wo ich die Tour fortsetzen wollte, die wir gemeinsam am Donnerstag dort unterbrochen haben.
In Gent angekommen entschied ich aufgrund der angenehmen Temperaturen und dem strahlenden Sonnenschein, heute mit T-Shirt zu fahren. Die wärmeren Sachen ließ ich aber in Griffweite, weil ab Mittag einige Schauer meinen Weg kreuzen sollten. Beeindruckt war ich in Gent am Bahnhof durch zig tausend Fahrräder, die in riesigen Ständern dort platziert waren.
Der Weg führte über gut ausgebaute Wege an einem Wasserlauf aus der Stadt hinaus und ging dann nahtlos in einen sehr breiten Radwanderweg direkt an einem Kanal über, an dem ich die nächsten 40 km mit kleineren Unterbrechungen fuhr. Da Wochenende war, waren auf dem Weg Heerscharen von Rennradfahrern unterwegs. Für diesen Sport eine fantastische Route. Die hohen Geschwindigkeiten der Rennradfahrer motivierten auch gleich etwas schneller zu fahren, zumal ich durch den Pausentag auch gut erholt war.
Irgendwann erreichte ich den Europaradweg 5, der von Brindisi in Süditalien nach Canterbury in England verläuft. Dieses Europaradwegenetz ist schon beeindruckend, was die Länge der Strecken angeht und vielen überhaupt nicht bekannt. Diesem Weg folgte ich praktisch bis zum heutigen Ziel in Lille. Von den angekündigten Regenschauern bin ich glücklicherweise weitgehend verschont geblieben, obwohl diverse Regengebiete vor oder nach mir meinen Weg kreuzten und auch gut sichtbar waren. Ich hatte heute wohl einfach Glück.
Gegen 16:45 erreichte ich die reservierte Unterkunft in Lille. Nach der Dusche und einer kleinen Pause unternahm ich dann einen kleinen Spaziergang in die Innenstadt. Dort angekommen war ich absolut positiv überrascht. Ich glaube, dass ich noch nirgendwo eine so schöne Fußgängerzone gesehen habe, die zudem am Samstag nach 18:00 Uhr noch so gut besucht war. Weiter unten noch ein paar Bilder.
Das war es dann auch wieder für heute. Morgen geht es weiter Richtung Westsüdwest nach Albert mit der bisher längsten Tagesetappe von rd. 115 km.




