Alpenüberquerung 2025 – Tag 2 vom Kärlinger Haus zur Peter-Wiechentaler- Hütte

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Alpenüberquerung 2025 – Tag 2 vom Kärlinger Haus zur Peter-Wiechentaler- Hütte

Tag 2 – Durch Wolken, Felsen und Kaugummi-Wege

Der zweite Wandertag begann – wie könnte es anders sein – mit einem guten Frühstück im Kärlingerhaus. Draußen lag das Tal noch tief in einer dicken Wolke, die ab und zu Regen fallen ließ, als wolle sie uns daran erinnern: „Gemütlich wird’s heute nicht.“ Also warteten wir erst einmal ab, bevor wir die Rucksäcke wieder schultern.

Die nackten Zahlen des Plans klangen eigentlich beruhigend: 680 Meter Aufstieg, 530 Meter Abstieg – für Alpenmaßstäbe fast ein Spaziergang. Doch gleich der erste Abschnitt strafte diese Erwartung Lügen: ein steiler Anstieg, der uns nach wenigen Minuten den Schweiß aus allen Poren trieb.

Nach etwa anderthalb Stunden Anstrengung kam jedoch die Belohnung: Vor uns öffnete sich das Steinerne Meer. Ein riesiges Plateau aus Fels, grau und kantig, soweit das Auge reichte. Dazu ein paar Sonnenstrahlen, die sich durch die Wolkendecke kämpften und die Szene in ein fast mystisches Licht tauchten. Es war einer dieser Momente, in denen man die Mühe des Aufstiegs sofort vergisst.

Wie der Name schon sagt, ging es nun kilometerweit über felsiges Gelände. Immer wieder mussten wir kleinere Kletteraktionen über Felsbrocken meistern, und wer vorher noch dachte, Wandern sei „Spazieren in schön“, der wurde hier schnell eines Besseren belehrt.

Der körperlich anspruchsvollste Abschnitt kam kurz vor und nach dem höchsten Punkt des Tages, auf rund 2270 Metern Höhe. Hier waren an vielen Stellen Stahlseile gespannt, an denen man sich festhalten konnte. Gut so, denn neben uns ging es teilweise steil bergab. Schwindelfrei sollte man hier besser sein – und wer es nicht ist, der schaut besser gar nicht erst nach unten.

Nach der Passhöhe tat sich vor uns das nächste Ziel auf: die Peter-Wiechentaler-Hütte. Schon in Sichtweite! Doch wie das so ist in den Bergen: Was das Auge sieht, ist noch lange nicht erreicht. Rund zweieinhalb Stunden sollten wir noch brauchen, bis wir wirklich vor der Hütte standen.

Der Abstieg zog sich – lang, steinig, für uns Norddeutsche durchaus anspruchsvoll. Immerhin gab es am Wegesrand kleine Aufmunterungen: eine Gams, die neugierig herüberschaute, Ziegen, die fast mitten auf dem Pfad nach Futter suchten, und kleine Kuhherden, die uns längst nicht mehr aus der Ruhe brachten.

Doch die Strecke zog sich, wie Kaugummi, und jeder Meter wurde schwerer. Am Ende war es fast eine Erlösung, endlich an der Hütte anzukommen.

Dort wartete die Überraschung: eine moderne Unterkunft, bestens ausgestattet, sauber, freundlich. Lediglich unser Schlafplatz im Dachgeschoss war etwas gewöhnungsbedürftig. Fast nur schräge Wände und dazu eine ganze Batterie an Matratzen, dicht an dicht, als hätte man die gesamte Alpenregion eingeladen. Doch der erste Eindruck täuschte: die Nacht war deutlich entspannter, als wir befürchtet hatten.

Und so endete der zweite Tag: mit müden Beinen, glücklichen Gesichtern – und der Gewissheit, dass die Alpen zwar hart, aber auch großzügig mit ihren Momenten sind.

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