Tag 6 – Vom Lucknerhaus nach Innervillgraten
Nach einer Nacht in einem richtigen Zimmer, mit echten Betten, frischer Bettwäsche und – man glaubt es kaum – ohne das nächtliche Konzert aus Schnarchen, Rascheln und Matratzenquietschen, begann der sechste Tag fast schon luxuriös. Ein kräftiges Frühstück stärkte uns für die kommenden Kilometer, und als wir vor das Lucknerhaus traten, begrüßte uns erneut strahlender Sonnenschein. Der Großglockner verabschiedete uns würdig, doch wir mussten auch zwei geschätzte Gefährten ziehen lassen: Connie und Willy traten planmäßig ihre Heimreise an.
Für uns hieß es dagegen: rein in den Bus. Der brachte uns zum Startpunkt unserer Etappe in die Nähe von Sankt Jakob im Defereggental. Kaum losgelaufen, passierten wir einen Wasserfall samt kleinem Erlebnispark, der die Bedeutung der Wasserkraft für die Region anschaulich erklärte. Ein kurzer Blick, ein paar Fotos – dann zog uns der Weg weiter bergauf.
Und der hatte es in sich: Rund 1.100 Höhenmeter warteten. Schritt für Schritt, Kehre für Kehre. Oben angekommen, belohnte uns die Aussicht – und unser mitgebrachtes Vesper. An einem windstillen Fleck machten wir Pause, ließen die Landschaft auf uns wirken und die verschwitzten T-Shirts in der Sonne trocknen.
Der Abstieg verlief zunächst unspektakulär bis kurz vor die Unterstallalm. Dort jedoch kam Dietmar auf die Idee, einen kleinen Umweg einzubauen – „nur über die Oberstallalm, das lohnt sich bestimmt“. Tatsächlich: Der Pfad führte durch einen malerischen Wald, bot kleine Klettereinlagen und reichlich Abwechslung. Alles in allem ein Umweg, den wir gerne in Kauf nahmen.
Nach einer kurzen Erfrischungspause an der Unterstallalm standen wir vor der Wahl: gemütlich mit dem Bus ins Tal oder die letzten sechs Kilometer zu Fuß? Die Gruppe entschied sich geschlossen fürs Laufen. Nach einem Kilometer zweigte ein Forstweg von der Straße ab – und wir folgten ihm, überzeugt, damit eine angenehmere Alternative gewählt zu haben. Nun ja: Am Ende waren es zusätzliche zwei Kilometer und rund 150 bis 200 Höhenmeter obendrauf. Höhepunkt im wahrsten Sinne: eine steile Wiese, die zumindest ich nur auf dem Hosenboden sicher hinunterkam, während die anderen mehr oder weniger elegant ihre Stöcke einsetzten.
Dietmar brachte es später augenzwinkernd auf den Punkt: „Eigentlich war’s eine runde Tour – nur durch unsere Abstecher wurde sie etwas kantig.“
Schließlich erreichten wir die Straße und von dort in etwa einer halben Stunde unser Ziel: eine Pension in Innervillgraten. Der Empfang war ausgesprochen herzlich. Fast alle erhielten ein Zweibettzimmer, wenngleich das private Bad in unserem Fall eine Etage tiefer lag.
Die Zeit bis zum Abendessen war knapp, doch nach einem schnellen Frischmachen saßen wir schon bei Bier und gutem Essen zusammen – und wie so oft verschwanden Müdigkeit und Anstrengung des Tages im Nu.
Thema Nummer eins am Tisch: die Planung der letzten beiden Wandertage. Der Wetterbericht versprach am Donnerstag Regen, also beschlossen wir kurzerhand, die Etappen zu tauschen. Ein Problem blieb jedoch: Wie sollten wir unseren morgigen Startpunkt in Südtirol erreichen? Silvias Telefonate mit diversen Taxiunternehmen verliefen erfolglos. Schließlich griff Bernd zur pragmatischen Lösung und fragte in der Küche, ob jemand im Bekanntenkreis Zeit und Lust habe, uns zu fahren. Und tatsächlich: Eine Lösung fand sich. Der Transfer für den kommenden Tag war gesichert – und die Stimmung entsprechend gelöst.
Mit diesem Wissen gingen wir beruhigt schlafen. Denn klar war: Auch der nächste Tag würde anstrengend werden – aber wir freuten uns darauf.
Hier noch eine Version für unsere Freunde in Niederbayern:
Heid samma vom Lucknerhaus owe bis noch Innervillgraten ganga.
Erst amoi a gscheids Frühstück, dann Abschied von de zwoa Connie und Willy, de samma hoam gfahrn. Mia andern hom uns in Bus gsetzt und san bis St. Jakob gfahrn wordn.
Gleich am Anfang a Wasserfall mit so an „Wasser-Erlebnis-Park“ – recht nett zum O’luagn, oba ned lang bleim. Dann samma wieda auffi: 1.100 Höhenmeter, oiwei rauf, rauf, rauf. Oba drobn, des Panorama – Wahnsinn! Brotzeit, Sonnenschein, und d’Leibwaschn glei an Zaun g’hängt, dass’s trogn.
Owi is dann eh ganz guad ganga, bis da Dietmar gmoant hod: „Geht ma no über d’Oberstallalm, des lohnt se!“ Joa, war schee – Wald, a paar Kraxeleien – oba am End a Umweg mit zwoa Kilometern mehr und no amoi 200 Höhenmeter.
Und de steile Wiesn! I bin fast mit’m Hinterm rutscht owe, wia a Bua im Winter am Schlittenberg.
Am End samma dann doch in Innervillgraten eing’lauft. Pension freundlich, fast oiwei Zwoabeck-Zimmer, nur’s Klo bei uns a Stockwerk tiefer – a Bewegungstraining nach da Wanderung sozusogn.
Beim Obndessen samma uns dann einig worn: Wetter schlogt um, drum drahn ma de letzten zwoa Dog einfach um. Taxi hod koans hobn woin, oba da Bernd is glei in d’Kuchn marschiert und hod do a Fahrer auftrieben. Guade Leit samma halt.
So samma heid müad, oba z’friedn ins Bett gfalln. Und morgen gibt’s wieder a gscheid’s Stückl Berg zum Schinden.






