Camino dos Faros in Galizien

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Camino dos Faros in Galizien

Vorgeschichte

Im Herbst 2023 las ich in unserer guten alten Nordwest Zeitung einen Reisebericht über eine Wanderung an der Nordwestküste von Spanien. Die Beschreibung war so inspirierend, dass ich mir vornahm, mich bei passender Gelegenheit einmal näher damit zu beschäftigen. Diese kam ein paar Wochen danach, als ich mit meinem Freund Bernd telefonierte und wir über spannende Urlaubsziele sprachen. Dabei erwähnte ich die Reise und er war sofort Feuer und Flamme. So beschlossen wir, uns dem Projekt zu nähern. Ich recherchierte und fand heraus, dass man diese Reise auch als feste Reise mit Hotelreservierungen und Gepäcktransport buchen kann. Nachdem ich Bernd davon erzählte machte er, wie er das eigentlich immer macht, Nägel mit Köpfen. So buchten wir die Reise für die Zeit vom 23.6 bis 30.6.23. 

Natürlich gehörten auch die notwendigen Flüge dazu. 3 Monate nach der Buchung bekam ich dann von Lufthansa die Nachricht, dass der letzte Teil der Flugreise von Frankfurt nach storniert wurde und man bot mir einen Flug an, dessen Start vor meiner Ankunft in Frankfurt erfolgen sollte. Ein Anruf im Callcenter ergab, dass es diese Art Fehler schon mal geben kann und er mir empfiehlt, erstmal abzuwarten und zu schauen, ob nicht der Flug noch wieder eingesetzt wird. Zunächst dachte ich, das das eine gute Idee ist. Nach weiteren 4 Wochen bekam ich dann eine Nachricht, dass ich wegen fehlender Rückmeldung wohl nicht mehr am gesamten Flug interessiert sei und man daher den gesamten Flug storniert hat. Zum Glück konnte ich das durch einen erneuten Anruf im Callenter rückgängig machen und buchte dann einen Rückflug für den folgenden Morgen, der aber erst gegen 10:45 Uhr in Bremen ist. Dabei hatte ich übersehen, dass ich wegen eines Termins an dem Tag schon um 10:00 Uhr wieder zuhause sein muss. So war klar, dass ich nach dieser Wanderreise von Frankfurt mit dem Zug wieder in den Norden fahren werde und erst gegen 2 Uhr in der Nacht zuhause sein werde (wenn denn mit der Bahn alles klappt).

Zur Reise vom 23. bis 30.6.24

Pünktlich um 9 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Flughafen. Kaum dort angekommen erreichte mich eine Nachricht von Lufthansa, dass der Flug nach Frankfurt Verspätung hat. Damit schmolz der Puffer für das Umsteigen in Frankfurt schon ordentlich zusammen. Die kurz vorhandene Sorge stellte sich als unbegründet heraus. Letztlich war ich doch noch vor Bernd, der aus München dazukam und wir erreichten ohne Probleme den Anschluss nach Santiago de Compostela.

Dort angekommen wartete auch schon das über den Veranstalter gebuchte Taxi auf uns. Der Versuch mit der sehr freundlichen Fahrerin auf der rd. 75 min. Fahrt zu kommunizieren gestaltete sich schwierig. Meine mehr als 40 Jahre alten Spanischkenntnisse erwiesen sich im echten Leben als doch recht lückenhaft. Das Taxi brachte uns auch direkt ins gebuchte Hotel am Anfang der Wanderung in Malpica. Dort angekommen brachten wir die Koffer und Rucksäcke aufs Zimmer und machten uns danach recht zügig auf den Weg, den Ort zu erkunden und besonders einen Ort zu finden, wo es etwas zu essen gibt und natürlich, wo wir am Abend das EM Spiel Deutschland gefen die Schweiz sehen können. Der letzte Aspekt war weniger ein Anliegen von Bernd, der dem Fußball nicht sehr viel abgewinnen kann. Als er mich jedoch mit meinem Deutschland Trikot sah, war aber auch ihm klar, dass er da am Abend durch muss.

Der zunächst verheißungsvolle Blick auf den malerisch in einer Bucht gelegenen Ort relativierte sich doch bei näherem Hinschauen gewaltig. Die Häuserfonten waren wenig gepflegt und der gesamte Ort wirkte doch schon sehr heruntergekommen. Auch unsere Suche nach einem Restaurant, in dem wir essen konnten erwies sich als schwierig, da es in Spanien üblich ist, dass man erst sehr spät zu Abend ist und wir eigentlich nicht so spät essen wollten. Nur ein etwas unscheinbare Cafe hatte bereits geöffnet und dort stärkten wir uns mit einem vorzüglichen Toast, der mit Avocadocreme und Lachs bedeckt war. Während des Essens ging unser Blick immer wieder hinaus zur Strandpromenade wo immer wieder Fahrzeuge mit Anhänger hielten und junge Männer alles mögliche Brennbare über die Mauer auf den Strand warfen. Unsere erste Vermutung, dass es sich um illegale Müllentsorgung handelt, erwies sich glücklicherweise als falsch. Eine Nachfrage ergab, dass es sich um die Vorbereitung des spanischen Festes zur Sommersonnenwende handelt, dass die Spanier Sant Juan nennen. Und tatsächlich fiel uns nebem riesigen Haufen neben unseren Cafe auf unserem Weg zurück zum Hotel noch eine Vielzahl kleinerer Haufen auf, die über den ganzen Strand verteilt waren und in der Dunkelheit angezündet wurden. Etwas nachdenklich wurden wir allerdings als wir sahen, dass auch alte Matrazen, Spanplatten und furnierte Möbel verbrannt werden sollten. Ein wenig Müllentsorgung war das Ganze dann offensichtlich doch.

Natürlich konnten wir auch das Spiel der Deutschen Nationalmannschaft gegen die Schweiz sehen, bei dem Bernd über seinen Schatten sprang und mir Gesellschaft leistete.

Am nächsten Morgen ging es dann nach einer ordentlichen Stärkung los mit der Wanderung. Dabei fiel uns gleich beim Verlassen des Hotels auf, dass der Boden vieler Hauseingänge mit Zweigen belegt war. Ich lief kurz zurück zur Rezeption und man teilte mir mit, dass auch das ein Brauch am Feiertag Sant Juan sei.

Bei noch etwas bedecktem Himmel und recht kühlen Temperaturen machten wir uns auf den Weg. Der Weg verlief zunächst über einen sehr gut ausgebauten Schotterweg. Als wir uns schon fragten, ob das die ganze Zeit so bleibt, signalisierten uns deutlich erkennbare Schilder, das wir nun mehr ins Gelände und dabei auch dichter an die Küste müssen.

Im weiteren Verlauf wurde einerseits die Strecke immer anspruchsvoller und gleichzeitig wurde es immer sonniger und wärmer, so dass wir schon nach kurzer Zeit anfingen, die warmen Klamotten auszuziehen. Der Weg folgte weitgehend der Küstenlinie, die aber von einer Vielzahl an recht steilen Hügeln geprägt ist. Hier ein paar Eindrücke:

Eine Kuriosität dieser Gegend sind kleine Steinhäuser, die auf Stelzen stehen und meistens mit einem Kreuz verziert sind. Die erste Vermutung, wonach es sich dabei um private Kapellen handeln könnte, führte bei unserer Nachfrage mit Hilfe einer Übersetzungsapp direkt zu Gelächter der Befragten. Tatsächlich waren es kleine Speicher für Getreide, Obst und Gemüse.

Das Ende des ersten Wandertages war dann noch einmal richtig anstrengend. Der Weg führte uns direkt über die Hügel entlang der Küstenlinie. Glücklicherweise war der oft brusthohe Bewuchs erst vor kurzem geschnitten worden. Das sollte in den folgenden Tagen auch noch anders sein.

Nach einigen anstrengenden Aufs und Abs erreichten wir am frühen Nachmittag den Zielort und damit auch sofort die reservierte Unterkunft, die sich wohltuend von der Tristesse einiger anderer Gebäude in der Gefend abhob. Schön, dass die Unterkunft auch noch über ein nettes kleines Restaurant verfügt, in dem wir den ersten Wandertag mit einem guten Essen abschließen konnten. Während wir aßen, kam ein Wandererpaar im Restaurant an und freute such erkennbar auf eine Stärkung. Da alle Tische besetzt waren, wollten die Beiden schon weiterziehen als Bernd und ich uns entschieden, die Zwei an unseren Tisch einzuladen, was sie natürlich gerne annahmen. Selbst der immer etwas gestresst und genervt wirkende Kellner und Hotelbetreiber war mit dieser Lösung einverstanden.

Da diese Etappe eigentlich erst am anderen Ende der Bucht endete, machten wir uns nach dem Essen noch auf den Weg, den Rest der Strecke zu erkunden. Nachdem erkennbar war, dass dieser Teil der mit Abstand unattraktivste Teil der Strecke war brachen wir ab und genossen den Rest des Tages im Garten des Hotels. So ließen wir den Tag unspektakulär ausklingen. Bein Abendessen trafen wir dann unsere Tischnachbarn vom Mittagessen (ein Paar aus Holland) und 3 Wanderer aus Süddeutschland. Alle sollten wir in den nächsten Tagen immer wieder treffen.

Der 2. Wandertag begann für uns mit einem kurzen Transfer. Schließlich hatten wir ja die „Senioren Wohlfühltour“gebucht. Anders als vom Organisator geplant, baten wir den Fahrer jedoch eine Bucht früher zu halten, so dass sich unsere Strecke um einige Kilometer verlängerte. Dieser erste Abschnitt hatte es dann auch gleich richtig in sich. Über enge Trampelpfade ging immer wieder steil bergauf und dann wieder bergab. Wir hatten das Gefühl, dass wir überhaupt nicht vorwärts kamen und zugleich immer müder wurden. Anders als am Vortag war der Weg nicht freigeschnitten und so ragten immer wieder Brombeersträucher oder Stechginster in den Weg und verursachte die eine oder andere Schramme. Erst nach fast 2 1/2 Stunden erreichten wir Corme,

Nach einem kurzen Mittagessen in einem dieser typischen kleinen Familienrestaurants machten wir uns wieder auf den Weg. Wie so oft blieben wir auf dem markierten Wanderweg und nicht auf der etwas einfacheren Strecke, die der Reiseveranstalter vorgeschlagen hatte. Der Preis dafür war jedoch, dass wir über dicht bewachsene Wege marschierten, die uns immer wieder kurz steil bergauf und bergab führte. Die Anstrengung wurde jedoch mit immer wieder traumhaften Ausblicken auf die Küstenlinie belohnt.

Nach einiger Zeit wurden wir von einer Wanderin eingeholt, die sich mit Sissi vorstellte. Anders als wir lief sie den kompletten Weg ohne Taxitransport. Es stellte sich heraus, dass wir dieselbe Unterkunft hatten und so liefen wir die restliche Strecke, die dann auch nicht mehr besonders spektakulär war, zusammen. Die gebuchte Unterkunft in Ponteceso war dann ein recht in die Jahre gekommenes Hotel mit sehr kleinen Zimmern heraus. Bernd musste das zunächst zugewiesene Zimmer wegen starken Geruchs erstmal tauschen. Aber gut, wir hatten ja keinen Luxusurlaub gebucht. Wir konnten duschen und uns erholen – was wollten wir also mehr. Gegenüberder Unterkunft war ein verlassenes Haus, das lost-places-Fotografen sicher viel Freude gemacht hätte.

Der 3. Wandertag begann erneut mit einem kurzen Taxitransfer. Anders als in den ersten Tagen führte die Strecke diesmal mehr ins Landesinnere. Hauptattraktion des Tages waren eine sehr alte Ruinensiedlung, die ca. vom 2 JH v Chr. bis zum 4 JH n. Chr. bewohnt war und ein sehr gut erhaltenes und in einer Halle präsentiertes Hügelgrab, das ca. 3.900 Jahre v- Chr. errichtet wurde. Verglichen mit der spektakulären Küstenlinie waren die Eindrücke des Tages doch eher nicht so beeindruckend. Das Ganze wurde dann noch garniert mit einem bedeckten Himmel und recht kühlen Temperaturen.

Nach diversen Kilometern durch ein hügeliges Waldgebiet erreichten wir den Zielort Laxe, der langgestreckt an einer Bucht mit einem davor liegenden Strand liegt. Am Strand angekommen haben wir dann erst mal die geschundenen Füße von den Wanderschuhen befreit und sind barfuß am Strand entlang gegangen. Das Ziel der Etappe war auch am südlichen Ende des Strands markiert. Wie wir dort merkten, war das Hotel jedoch in der Mitte der Bucht, so dass wir ein ganzes Stück zurück laufen mussten. Dafür war die Unterkunft um Längen besser als die der vergangenen Nacht, ja vielleicht sogar die schönste der Reise.

4. Wandertag von Laxe nach Arou

Dieser Tag begann zur Abwechslung mal nicht mit einem Transfer, dafür wurden wir am Zielort des heutigen Tages abgeholt. Zunächst durften wir erneut den halben Strand zum südlichen Ende zurücklaufen, was ausgeruht am Morgen natürlich kein Problem ist. Dort angekommen lief uns auch gleich das holländische Wanderpaar wieder über die Füße. Die beiden wollten wie wir auch den kurzen Abstecher zu einem kleineren Leuchtturm mitnehmen – schließlich waren wir ja auf dem Wanderweg der Leuchttürme unterwegs. So gingen wir ein Stück des Weges gemeinsam. Dort angekommen mussten wir uns natürlich zunächst mit einem Selfie verewigen.

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