Heute wieder ein kurzer Nachtrag zum gestrigen Zielort Ericeira – im übrigen ein Ort von dem ich bisher auch noch nie etwas gehört habe. Da die Unterkunft ungefähr 3 km entfernt von Stadt und Strand lag und meine Beine von der Tour gestern schon echt müde waren, hatte ich zunächst keine große Lust mehr mich auf den Weg zu machen, zumal ich für die Rücktour wieder ungefähr 130 Höhenmeter bewältigen musste. Nach einem kleinen Plausch mit der Betreiberin, die mir freundlicherweise gestern nach meiner Ankunft (ohne spätere Berechnung) erst mal ein Bier, ein Croissant und einen Obstteller servierte, war ich dann doch interessiert an dem Ort. Es handelt sich dabei um eine absolute Surferhochburg. Die Wind und Wellenverhältnisse dort haben dazu geführt, dass die Strände hier schon seit langem als Austragungsort internationaler Wettbewerbe dienen und dass der Ort nach Malibu in Kalifornien und Manly Beach in Australien in 2011 zum ersten Surfreservat in Europa erkoren wurde. Entsprechend war dann auch das Publikum und die Stimmung dort im Ort. Viele junge Leute in ausgelassener Stimmung. Daneben verfügt diese Stadt, die ebenfalls teilweise an einer Steilküste liegt über einen sehr schönen Altstadtkern. Da es gestern schon spät war, fuhr ich zunächst zum Meer, um noch einen Blick auf die untergehende Sonne zu ergattern, die gestern wieder in allen möglichen Rottönen am Horizont versank.
Anschließend gönnte ich mir noch einen Burger, machte mich dann aber auch wieder zeitig auf den Weg. Dabei musste ich feststellen, dass mein Licht nicht mehr funktionierte. Der Versuch einer Schnellreparatur scheiterte kläglich. So machte ich mich dann im Dunkeln ohne Licht und ohne leuchtendes Laufshirt auf den Weg zurück und versuchte dabei allen möglichen Gefahrensituationen aus dem Weg zu gehen, was nicht so einfach ist, wenn man bergauf auf einer Landastrasse überwiegend ohne Radweg unterwegs ist. Zurück in der Unterkunft unterhielt ich mich eine Weile mit der Inhaberin, die dieses B&B erst vor etwa 6 Wochen eingeweiht hat und mit dem Start sehr zufrieden ist. Wie in einigen anderen Unterkünften auch hat sie das ganze mit sehr viel Liebe zum Detail und sehr persönlich gestaltet. Viel Glück für die Zukunft!
Heute erreichte ich nach knapp 46 km meine schon vor einigen Wochen reservierte Unterkunft in Lissabon. Da meine Beine von der gestrigen Etappe doch noch echt müde waren und der Weg nach Lissabon nochmals recht hügelig ist, habe ich mir den Umweg über Sintra zunächst geschenkt und versuche dann am Samstag mit Bus oder Bahn dorthin zu kommen.
Um 8:45 saß ich dann heute auf dem Rad. Beim Verlassen des Grundstück konnte ich mir nicht verkneifen doch ein Bild von der Einfahrt zu machen, die ich gestern nicht als solche identifiziert habe.
Der Weg führte mich zunächst 4 km lan in unterschiedlicher Intensität wieder dort hinauf, von wo ich gestern gekommen bin. Von dort ging es dann direkt in die Provinzhaupstadt Mafra. Dort angekommen war ich zunächst überwältigt, als ich ein riesigen historisches Gebäude sah und erstmal einen Passanten ansprach, um zu fragen, was das denn ist. Er antwortete mir, dass es sich um den Palacio Nacional de Mafra handelt, der größten Schloss- und Klosteranlage in Portugal. Echt imposant!
Im weiteren Verlauf der Strecke war ich dann echt froh, dass ich nicht über Sintra gefahren bin, das wären sicherlich noch einige Klettermeter gewesen. Insgesamt gab es 4 Passagen, die – zumindest für mich mit meinen insgesamt 124 kg – nicht mehr fahrbar waren. Da hilft dann eben nur schieben. Nur nebenbei: Das vorstehend fotografierte Schild war das erste Schild mit einer Steigungsangabe, dass ich in Portugal überhaupt gesehen habe – und die Strecke konnte ich noch fahren.
Warum an verschiedenen anderen Strecken mit erheblich mehr Neigung keine Hinweisschilder stehen mag verstehen wer will. Das Bild rechts ist übrigens keine optische Täuschung die Linien sind waagerecht – daran kann man die Steigung der Straße erkennen.
Dadurch, dass ich immer wieder auf die Hügel musste, ergaben sich natürlich auch immer wieder schöne Aussichten.
Gegen 13:30 erreichte ich dann den Großraum von Lissabon. Zunächst war es so, wie ich es mir vorgestellt hatte – nämlich dass man auf zusehends breiteren im Verkehr mitschwimmen muss. Nach einiger Zeit führte mich das Navi jedoch wieder punktgenau auf einen Radweg, dem ich dann bis zum Ziel folgen konnte.
Erstaunlich dabei ist, dass das Navi -wenn es sich denn auskennt- wirklich die kleinste Veränderung des Weges anzeigt, sei es ein Wechsel der Straßenseite oder dass man den Kreisverkehr falsch herum fahren muss. Es stimmt dann wirklich jedes Detail.
Da ich etwas früh dran war, gönnte ich mir noch eine Pause in einem Cafe, dass in einem kleinen Park mit See gelegen ist. Um 15:00 kam ich dann an meinem ersten großen Zwischenziel in Lissabon an. Die Unterkunft habe ich schon vor einigen Monaten reserviert. Hier wohne ich ich quasi in der Wohnung mit, was echt günstig ist. Man fühlt sich dabei ein wenig wie ein Austauschüler. Zimmer und Bett sind ordentlich. Die Inhaberin ist noch noch nicht da, sie ist gerade auf dem Rückweg von der Algarve. Die Lösung hat sich aber schon bezahlt gemacht. Ich habe die Inhaberin schon vor einigen Wochen gebeten, mir bei der Suche nach einem Fahrradgeschäft zu helfen, wo ich dann das Material für das Verpacken meines Rades für den Flug ergattern kann. Für die dürfte das in der Regel Abfall sein. Ich kann das jetzt gut gebrauchen. Der Laden ist nur 5 Gehminuten entfernt und so werde ich da heute oder morgen mal vorsprechen. Bei der Gelegenheit können die das Rad vielleicht ja auch noch mal überprüfen (insbesondere das Licht).
Jetzt habe ich erst mal 5 Tage Pause vom Radfahren. Ich denke, dass ich am Dienstagmorgen dann in Yorktown mit der Transamerican Cycle Route starten werde. Leihwagen für den Transport von Washington nach Neport News ist bereits organisiert.
Ja, das war er nun der europäische Teil dieser Reise. Nach insgesamt 24 Radtagen (ohne die Pause in Bourges und die 3 Tage im Auto) bin ich hier in Lissabon angekommen. Insgesamt geradelt sind das bisher 1.965 km. Dabei habe ich bisher rund 12.700 Höhenmeter überwunden. Das sind durchschnittlich am Tag knapp 82 km und 529 Höhenmeter. Gesundheitlich gab es bisher kaum Beschwerden (ein Glück – hoffe, dass das so bleibt). Ich werde jetzt erst mal die 3 Tage in Lissabon genießen. Melde mich dann nach der ersten Etappe in den USA wieder.
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