Dieser Beitrag schließt unmittelbar an den Bericht über unsere Radtour 2023 nach Meran an.
Die Rückreise von Meran nach Hause war langfristig geplant. Schon vor Monaten hatten wir insbesondere den ICE von München nach Bremen gebucht, da die Stellplätze für Fahrräder in den ICEs sehr limitiert sind. Konkret war die Rückreise in verschiedenen Abschnitten geplant. Zunächst wollten wir den Regionalzug von Meran nach Bozen nehmen. Von Bozen sollte es dann mit dem Flixbus nach München gehen. Eine Übernachtung in München und am nächsten Morgen dann mit dem ICE Richtung Norddeutschland. Soweit der Plan.
Diese Rückreise wäre jedoch keinen eigenen Beitrag wert gewesen, wenn alles nach Plan verlaufen wäre. Daher nachstehend die Geschichte einer komplizierten Reise.
Planmäßig nahmen wir am 15.6. den Regionalzug von Meran nach Bozen. Die Tickets hatten wir bereits am Vormittag besorgt, damit wir bei der Abfahrt nicht von einem defekten Automaten oder langen Schlangen am Schalter überrascht werden konnten. So war dieser erste Teil der Reise auch der einfachste.
Schon gegen 15:30 Uhr waren wir in Bozen. Wir hatten auch hier bewusst etwas mehr Zeit eingeplant, um noch die Stadt anzuschauen, den Busbahnhof zu suchen und auch noch vor der für 18:15 Uhr geplanten Abfahrt eine Kleinigkeit Essen zu können. Auch in Bozen hat alles problemlos geklappt und so waren wir um kurz vor 18 Uhr am Bussteig und warteten.
Als wir am Bussteig auch noch einen Bildschirm entdeckten, auf dem auch unser Bus angezeigt wurde, schien es so, als würde sich der perfekte Verlauf der bisherigen Tour einfach fortsetzen. Als ich so vor dem Bildschirm stand dachte ich mir, dass es ja nicht schaden kann, wenn ich von davon einfach mal eine Aufnahme mache; man weiß ja nie wozu das nochmal gut sein würde.
Als um 18:20 Uhr noch kein Bus zu sehen war inspizierte ich den Bildschirm noch etwas genauer und erkannte, dass bei allen Bussen die erwartete Ankunftszeit live angezeigt wurde – nur leider bei unserem Bus nicht. Es wurde 18:30 Uhr und mit jeder Minute zweifelten wir etwas mehr, ob denn der Bus kommt.
Um 18:35 Uhr kam dann schon der nächste Bus, der ebenfalls nach München fahren sollte. So versuchte ich dann die aus Osteuropa stammenden Fahrer, die kein Deutsch und auch fast kein Englisch sprachen mit Hinweis auf unsere gültigen Tickets davon zu überzeugen, dass die uns doch auch mitnehmen können. Sitzplätze waren noch genug frei. Nur der Fahrradträger war bereits voll. Von früheren Fahrten mit Flixbus wussten wir jedoch, dass Fahrräder auch unten im Gepäckraum transportiert wurden. Als ich diesen Vorschlag verbunden mit einem Extra Trinkgeld unterbreitete fingen die beiden ernsthaft an, nachzudenken, wollten sich aber telefonisch nochmal rückversichern. Nach diesem Telefonat war klar, dass man uns mit den Rädern nicht mitnehmen wollte. Die beiden stiegen und fuhren ab. Als der Bus gerade aus unserem Sichtfeld verschwand, bog tatsächlich unser Bus um die Ecke und eine schwere Last fiel von uns ab. Freudestrahlend nahmen wir unsere Fahrräder und gingen auf den Bus zu. Der Busfahrer stieg aus, sah uns und machte uns sofort klar, dass er die Räder nicht mitnehmen würde. Den Hinweis auf unsere Tickets quittierte er so, dass ihn das nicht interessieren würde und wir unsere Räder ja angeschlossen zurücklassen und einsteigen können. Eine Diskussion war zwecklos. Der Fahrer stieg dann auch umgehend wieder ein und fuhr ab. Da standen wir erstmal etwas verloren und fragten uns, wie wir denn nun bis zum nächsten Morgen um 7:30 Uhr in München sein sollten. Es war bereits 19:00 Uhr.
Nachdem wir alle Möglichkeiten abgewogen haben entschieden wir uns, zum Bahnhof zurückzufahren. Dort kamen wir gegen 19:25 Uhr an. Auf der Anzeigentafel sahen wir, dass um 19:32 Uhr ein Zug Richtung Brenner fahren sollte. Wir entschieden, diesen zu nehmen. Wie kommen wir aber so schnell an die Tickets. Der Schalter voll belagert, also keine Chance. Zum Glück hatten wir ja schon am Vormittag in Meran am Ticketautomaten geübt. Innerhalb von 3 Minuten hatten wir dann auch die Tickets. Um 19:30 waren wir auf dem Bahnsteig, als der Zug bereits einfuhr. Die Türen gingen auf wir wuchteten unsere Räder und uns selbst hinein. Die Türen schlossen und der Zug fuhr ab. Puuuh geschafft. aber wie geht es weiter?
Die Recherche der Anschlussmöglichkeiten in Brenner, wo wir gegen 21 Uhr ankommen sollten ergab, dass um 21:54 Uhr ein Zug weiter Richtung Innsbruck fährt. Von dort besteht die Möglichkeit noch nach Kufstein zu kommen. Problem ist, dass wir in Innsbruck nur 5 Minuten Umsteigezeit haben, auf Gleis 31 ankommen und auf Gleis 2 weiterfahren. Egal – wir entschlossen uns die Fahrt zu buchen, mussten aber feststellen, dass das online nicht ging. Okay, dann müssen wir Tickets eben in Brenner kaufen. Das zweite Problem war, dass wir von Kufstein, wo wir, wenn alles klappt, gegen Mitternacht sein würden erst um 5:33 Uhr weiter nach München fahren können. Wir hatten keine Lust 5 1/2 Stunden in der Nacht auf dem Bahnsteig zu warten. Also versuchte ich ein Hotelzimmer zu finden, was angesichts der sehr schlechten Verbindung auf dieser Strecke mit vielen Tunnel eine echte Herausforderung darstellt. Eine Recherche über Booking ergab, dass es noch Zimmer gab, diese allerdings sehr teuer waren. Ich rief bei einem der Hotels an und dort teilte man mir, dass in Füssen an dem Abend aufgrund eines Musikfestivals im Prinzip alle Zimmer ausgebucht sind. Wenn ich über Booking noch eins buchen kann, dann würde es aber gehen und ich sollte mich anschließend nochmals melden. Dabei wies man mich darauf hin, dass die Rezeption nur bis 21 Uhr besetzt ist. Es war mittlerweile 20:30. Nach diversen ergebnislosen Versuchen gelang es mir dann tatsächlich in diesem Hotel noch ein Zimmer zu buchen (Für EUR 200 die Nacht !!!). Wie besprochen versuchte ich dann erneut anzurufen, um die Details für das Check-In zu besprechen. Nur leider nahm niemand mehr ab. Ich versuchte es diverse Male bis wir in den Bahnhof von Brenner einliefen und gab gegen 21 Uhr entnervt auf und schickte eine Textnachricht in der Hoffnung, dass noch jemand darauf antwortet.
In Brenner angekommen versuchte ich dann die Tickets für die Fahrt nach Kufstein zu buchen. Nach 20 erfolglosen Versuchen gab ich jedoch auch dieses auf. Auch eine Buchung über das Internet funktionierte nicht und wir stellten uns darauf ein, dass wir die Tickets einfach im Zug kaufen würden. Ca. 5 Minuten vor Abfahrt des Zugs kam dann plötzlich eine Dame in der Uniform der Österreichischen Bahnen auf den Bahnsteig. Ich fragte Sie mit Hinweis auf meine Fehlversuche am Automaten, ob wir die Tickets im Zug kaufen könnten. Sie verneinte und wies auf einen Automaten der ÖBB hin, der am anderen Ende des Bahnhofs stehen würde. Gemeinsam mit einigen anderen Passagieren rannte ich also los während zeitgleich schon der Zug einrollte und natürlich nicht dort hielt wo wir standen sondern ein ganzes Stück weiter. Während ich die Tickets organisierte überzeugte Sylvia einen anderen Reisen, mein Fahrrad zum Zug zu schieben, was der auch machte. Als ich mit den Tickets zurück kam, verfrachteten wir die Fahrräder und uns in den Zug, die Türen schlossen und es ging los.
Die Fahrt nach Innsbruck sollte nur 35 Minuten dauern und ich nutzte die Zeit, um mir einen Lageplan vom Bahnhof in Innsbruck anzusehen. Dabei stellte ich zum Glück fest, dass das Gleis 31, an dem wir ankommen sollten praktisch die Verlängerung von Gleis 2 ist, von dem wir abfahren sollten. Dieser Umstand wurde noch wichtiger, da die Umsteigezeit sich durch eine kleine Verspätung auf 2 Minuten reduziert hatte. Mit diesem Wissen verließen wir nach Ankunft den Zug und rannten mit den Rädern den Bahnsteig hoch, um gerade noch den Zug nach Kufstein zu erreichen.
Gegen 23 Uhr kam dann auch tatsächlich noch eine Nachricht vom Hotel, dass man die Zimmerkarten in einer Keybox hinterlegt hat. So war dann auch dieses Problem gelöste. Die Fahrt nach Kufstein verlief dann auch unspektakulär und wir kamen pünktlich dort an. Nach Ankunft waren wir dann auch in wenigen im Hotel. Dort war auch alles wie geplant. Gegen 00:30 Uhr lagen wir geduscht im Bett. Nach nur gut 4 Stunden hieß es dann jedoch wieder aufstehen und ab zum Bahnhof, wo wir den Zug nach München nehmen wollten. Auch hier war wieder alles wie geplant. In München hatten wir noch genug Zeit für ein kleines Frühstück im stehen bevor wir die Räder im Fahrradabteil des ICE verstauten und unsere Sitzplätze (am anderen Ende des Zugs) einnahmen. Der Zug fuhr pünktlich ab und wir dachten schon jetzt läuft alles wie geplant. Leider hatte der Zug einen technischen Defekt und konnte nicht so schnell fahren wie er eigentlich sollte. So baute sich auf der Fahrt bis Bremen ein Verspätung von einer Stunde auf, so dass wir den Anschluss dort natürlich nicht mehr bekommen haben. Aber kein Problem: da der Anschlusszug stündlich fährt wollten wir einfach den nächsten nehmen. Mit vielen anderen Reisenden warteten wir somit pünktlich am Bahnsteig als der Zug einrollte. Ich wunderte mich schon etwas über den Hinweis, dass man nicht einsteigen sollte, als auch schon per Lautsprecher verkündet wurde, dass dieser Zug heute ausfällt. Mittlerweile hatte das ganze schon etwas komisches. Da nur 6 Minuten später vom gleichen Bahnsteig ein weiterer Zug Richtung Oldenburg fahren sollte nahmen wir es auch recht gelassen. Wir schafften es mit ein wenig drängeln auch tatsächlich uns und unsere Räder in diesem recht vollen Zug unterzubringen, als dieser pünktlich losfuhr. Bis Hude verlief die Fahrt dann auch planmäßig; dort wurden dann alle Fahrgäste freundlich aber bestimmt darauf hingewiesen, dass man den Zug verlassen möge, da dieser Zug hier heute enden und in 10 Minuten zurück nach Bremen fahren würde.
Wir entschlossen uns, dass Ganze weiter mit Humor zu nehmen und gönnten uns in einem Eiscafe ein leckeres Eis bevor wir dann mit den Rädern zurück nach Oldenburg fuhren. So waren wir dann nach 24 Stunden Reisedauer tatsächlich wieder zuhause. Flixbus hat sich übrigens sehr für die Umstände entschuldigt und den Mehraufwand in der Zwischenzeit auch erstattet. In einer Mail jedoch wurde ich aufgefordert, zu beweisen, dass wir rechtzeitig am Bussteig in Bozen waren. Ohne das Foto, dass ich intuitiv vom Bildschirm, auf dem die Busse angezeigt wurden, wäre das wohl nicht so einfach gewesen.