Schottland 2025 Teil 2

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Schottland 2025 Teil 2

Reisebericht Schottland 2025 – Teil 2: Highlands, Harry Potter & heiße Toasts

Nach einem reichhaltigen, britisch-soliden Hotel-Frühstück waren wir bereit für den zweiten Teil unseres Schottland-Abenteuers. Das Wetter war, sagen wir: schottisch. Und so ließen wir uns über die Rezeption ein Taxi rufen – ganz klassisch, möglichst britisch.

„Taxi, please!“ – oder: Vom Knattern keine Spur

In unserer Vorstellung sollte nun ein schwarzes, ächzendes London-Taxi aus den 60er Jahren um die Ecke knattern. Was kam, war… weiß. Elektrisch. Und flüsterleise. Immerhin: Die Form stimmte – kantig, charmant, ein Hauch von Royal Wedding. Der Fahrer? Redefreudig. Sehr. Hauptthema: Fußball. Leider war sein Akzent so kräftig wie ein Highland-Whisky auf nüchternen Magen. Aber wir nickten höflich, warfen gelegentlich ein „Oh really?“ oder „Aye!“ ein – das schien zu genügen.

Am Flughafen dann die erste Ehrenrunde. Der Fahrer steuerte uns zielsicher zum Autovermieter – außerhalb des Terminals. Ich bestand darauf, dass die Fahrzeugübergabe im Terminal stattfände. Eine Szene, wie aus einer britischen Sitcom: Ich leicht trotzig, der Fahrer gelassen, am Ende hatte natürlich er recht. Also: 300 m zurück, zu Fuß.

Von Kompaktklasse keine Spur – plötzlich Mercedes

Die reservierte Kompaktklasse – man denkt da an Golf oder ähnlich Unprätentiöses – entpuppte sich als vollelektrische Mercedes E-Klasse. Eine Art rollende Lounge. Warum? Keiner wusste es so genau. Die Mitarbeiterin zuckte die Schultern: „Passt schon. Und ja, eine Akkuladung reicht locker für Ihre Route.“ Das überzeugte – oder zumindest beruhigte.

Links fahren mit Stil – Lochs, Lunch und Landschaft

Zunächst war der Linksverkehr noch eine mentale Herausforderung. Aber mit jedem Kilometer wurde das Lenken entspannter.
Unser erster Stopp: Luss am Loch Lomond – postkartenschön, mit pittoresken Häusern, gepflegten Gärten und dem Geruch von leicht feuchtem Moos in der Luft.

Danach: ein versteckt gelegener Wasserfall. Weniger Spektakel, mehr Entdeckung. Kurze Wanderung, viel Grün, kaum Menschen – das Schottland, das man sich vorstellt.

Mittags dann: Tyndrum, wo wir ein organisches Mittagessen fanden – bodenständig, frisch, nahrhaft. Keine große Show, aber ehrlich und gut.

Glen Coe – wo Regenpause Wanderzeit bedeutet

Die Fahrt durch das Rannoch Moor war landschaftlich ein Gedicht – mit dramatischem Himmel, wechselndem Licht und dieser typischen Weite, bei der einem fast die Gedanken wegfliegen.
Im Glen Coe nutzten wir eine kurze Regenpause für eine Wanderung. Oben angekommen: Blick über das Tal, ein bisschen Wind, ein bisschen Gänsehaut. Auf dem Rückweg erwischte uns der Regen dann doch – na klar. Aber das gehört hier wohl einfach dazu.

Zug und Zauber – am Glenfinnan Viaduct

Am Nachmittag besuchten wir noch das Glenfinnan Monument – vor allem aber das Viadukt, bekannt aus den Harry-Potter-Filmen. Hier dampft der „Hogwarts Express“ regelmäßig durchs Bild. Und tatsächlich: Als wir ankamen, versammelte sich schon eine stattliche Menschenmenge, ausgestattet mit Kameras, Drohnen, Teleskopen – alle warteten auf den Zug wie Kinder am Heiligabend.

Der Abend klang mit einem guten Essen in einem nahegelegenen Restaurant aus – wärmend, wohltuend, verdient.


Frühstück mit Herausforderungen – Toaststufe 11

Der nächste Morgen begann mit einem kleinen Abenteuer: Frühstück im Bed & Breakfast. Hier durfte man noch selbst ran – eine Art Schnitzeljagd durch die Küche. Teller dort, Besteck hier, Milch im Flur.
Ich bediente den Toaster in Unkenntnis der eingestellten Stufe – was dazu führte, dass mein Toast in Rekordzeit vom Brot zum Rauchsignal mutierte. Erst ein anderer Gast rettete mich vor der Totalverkohlung. Glück im Unglück: Kein Rauchmelder, keine Feuerwehr, kein britischer Skandal.

Technik und Tatkraft – die Schleusen von Fort William

Danach: Besichtigung der Neptune’s Staircase, eine beeindruckende Schleusenanlage mit acht direkt hintereinander liegenden Kammern. Sie wurde zwischen 1803 und 1822 gebaut und ist Teil des Caledonian Canal, der die schottischen Ost- und Westküsten miteinander verbindet – eine ingenieurtechnische Meisterleistung der frühen Moderne. Noch heute in Betrieb, ist sie das längste Schleusensystem Großbritanniens.


Auf nach Edinburgh – von der Wildnis in die Stadt

Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg nach Edinburgh. Die Route führte zunächst durch abgelegene Highlands mit Schafen als einzigem Verkehr – dann über eine belebtere Landstraße. Eine Stunde vor Ziel gönnten wir uns eine Cappuccino-Pause – gut, nötig, belebend.

Um dem Stadtverkehr zu entgehen, planten wir, an einem Vorstadtbahnhof das Auto abzustellen und per Zug weiterzufahren. Nur: Es gab dort – Überraschung – keine Parkplätze. Also: Seitenstraße, versteckt parken, hoffen auf schottisches Verständnis.

Edinburgh: Kaffee, Kopfsteinpflaster und kein Sitzplatz

Angekommen in der Stadt, suchten wir das Café The Milkman, das Michael empfohlen wurde. Wir fanden es – und stellten fest: klein, charmant, leider ohne Sitzplätze und nur mit To-go-Bechern. Unser Umweltgewissen sagte: nein. Also weiter.

Nach einem kleinen Spaziergang zum Edinburgh Castle meldete sich das Wetter erneut. Regen. Kurz und kräftig. Wir beschlossen: keine weiteren Besichtigungen, sondern Rückweg.

Die letzten 50 Meilen bis zur Unterkunft beim Flughafen schaffte der Mercedes tatsächlich mit einer Akkuladung – ganz wie angekündigt. Ankunft: problemlos.


Finale ohne Fußballfinale

Da das Spiel der Schotten sportlich eher eine zähe Angelegenheit gewesen war, freuten wir uns auf das TV-Highlight des Abends: das Nations-League-Finale zwischen Spanien und Portugal – gut gespielt, gut moderiert, genau das Richtige zum Ausklang.


Rückflug? Unspektakulär – genau richtig.

Die Rückreise verlief glatt. Keine Kofferdramen, keine Toastbrände, keine elektrischen Überraschungen. Ein stilles Ende einer lebendigen Reise.

Fazit: Schottland ist rau, grün, herzlich und manchmal eigenwillig – genau wie man es sich wünscht. Und wie mein Toast: ein bisschen verbrannt, aber voller Charakter.

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