Bevor ich anfange, noch ein kleiner Nachtrag zu gestern. Die Promenade und der Strand von Biarritz haben gestern doch den bescheidenen Eindruck der Anreise erheblich verbessert. Ausgelassene Stimmung, ein mondänes Stadtbild, ein kleiner Hafen, ein klasse Strand und ein traumhafter Sonnenuntergang waren der Lohn für die Anstrengung gestern.
Nun zu heute – ein seltsamer Tag war das. Nach gut 50 km und über 600 Hm kam ich am Ziel an.
Aus zwei Gründen habe ich Sant Sebastian als Ziel für den heutigen Tag gewählt. Einerseits sollte es heute noch wärmer werden als gestern und ich wollte bei der Hitze nicht zu viele Anstiege hinter mich bringen. Andererseits wollte ich mich dort erkundigen, wie ich mit alternativen Fortbewegungsmitteln ein wenig Strecke machen konnte, damit ich am 29.07. auch sicher in Lissabon bin und die restliche Fahrt bis dorthin nicht in Stress ausartet.
Die Strecke führte heute zunächst fast immer auf stark befahrenen Straßen, teilweise sogar auf Strecken, bei denen ich mich fragte, ob ich auf einer Autobahn bin. Da muss man schon gehörig aufpassen. Offenbar ist es nicht so leicht in einem Landstrich, der zwischen einem Gebirge und dem Meer liegt, allen Ansprüchen der Verkehrsteilnehmer gerecht zu werden. Wenn es dann auch noch auf einer viel befahrenen Straße stramm bergauf geht, ist das nicht vergnügungssteuerpfichtig. Da geht es dann einfach nur darum die Strecke zu überwinden. Das eine oder andere Mal ging es dann aber doch über sehr schöne Strecken mit Blick auf den Atlantik. Am Ende bleiben auch nur die schönen Bilder im Kopf.
Seit heute ist mir aber klar, dass es eine gute Idee war, in Bourges den Zahnkranz zu wechseln, um ein wenig mehr Spielraum für Steigungen zu haben. Mir ist heute aber auch klar geworden, dass ich 13 % Steigung mit dem Gespäck nur ca. 100 m fahren kann, dann ist der Muskel schlapp.
Aufgrund der Temperaturen machte ich heute mehrere Getränkepausen (Gesamtverbrauch an Flüssigkeit: ca. 6 Liter). Kurz nach der ersten Pause fuhr ich dann über die Grenze nach Spanien. In Zeiten von (noch) gültigen Schengenregeln natürlich kein großer Akt mehr (ohme Schild würde man das gar nicht merken)
Weiter ging es dann Richtung San Sebastian. Dort angekommen fiel positiv auf, dass die gesamte Stadt über ein ausgezeichnetes Radwegenetz verfügt, dass mein Navi auch noch im Detail kannte – ja wir haben uns in der Zwischenzeit echt angefreundet, nachdem das Verhältnis zu Anfang ja etwas kompliziert war.
Kurz vor dem Ziel hatte ich dann den ersten technischen Defekt nach längerer Zeit. Das Schaltwerk hinten verweigerte zeitweise seinen Dienst und zu guter letzt sprang dann auch noch die Kette ab und verhakte sich. Die Reparatur kostete mich fast 30 Minuten, da die Kette sich unangenehm verklemmt hatte. Der Grund dafür lag scheinbar in einem echten Anfängerfehler. Ich hatte die Kette und das Schaltwerk jetzt länger nicht gereinigt und geölt, das hat sich jetzt gerächt. Mit schwarzen Fingern setzte ich die Fahrt fort und kam kurz danach in der gebuchten Unterkunft an.
Hier habe ich heute mal experimentiert und eine Übernachtung in einem Mehrbettzimmer gebucht. Bin mal gespannt, was mich da erwartet und mit wem ich das Zimmer teilen darf. Bisher habe ich noch niemanden gesehen. Da kommt ein wenig Inter-Rail-Feeling auf. Zumal ich das Fahrrad auch in den ersten Stock tragen musste. Den Blog schreibe ich daher heute nicht im Zimmer sondern in einer netten Bar unweit des Strandes (Super schnelles Internet und leckere Sangria).
Nach dem Einchecken lief ich erst mal zum Bahnhof um zu klären, ob man ein Fahrrad mit in den Zug nehmen kann. Von den dortigen Mitarbeitern, die weder deutsch noch englisch sprachen, verstand ich mit meinem Schulspanisch (datiert aus 1984), dass es nur die Möglichkeit gibt, ein Fahrrad mitzunehmen, wenn man es soweit zusammengebaut werden kann, dass es in ein normales Gepäckstück passt. Das halte ich für mein Rad für ausgeschlossen – insofern habe ich diese Option verworfen. Zweite Option ist wieder ein Leihwagen. Die Recherche ergab, dass Europcar ca. 2 km entfernt ist. So nutzte ich die Gelegenheit für einen netten Spaziergang.
Dort angekommen buchte ich dann auch direkt einen VW Touran (sollte groß genug sein) für ein horrendes Geld (Preise erinnern mich ein wenig an Island in der Hochsaison). Den Wagen werde ich dann am Donnerstag Abend in Vigo wieder abgeben. Die zwei Tage werde ich mir dann die Nordküste von Spanien einmal ansehen, eine Gegend, die ich schon immer einmal sehen wollte. Mit dem Fahrrad ist das auch machbar, jedoch benötigt man dafür deutlich mehr Zeit. Die 120 km von hier bis Bilbao soll eine traumhafte Strecke sein, hat aber auch fast 4.500 Hm und damit fast soviele, als würde man quer durch Spaniern direkt nach Lissabon fahren.
So, das war es für heute. Insgesamt geradelt bisher 1.401 km. Morgen und Überworgen werden nicht mehr viele dazukommen.
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