Nach den beiden Autoetappen gestern und vorgestern wurde es dann heute wieder ernst. Nach gut 86 km erreichte ich mein heutiges Ziel Viana do Castelo.
Der Wecker klingelte pünktlich um 6:30 Uhr, da man mir signalisiert hat, dass ein kleines kontinentales Frühstück.
dann auch schon zu haben ist. Eigentlich war das Buffet erst um 8 Uhr geöffnet. Die Betonung lag wirklich auf klein. Als ich mir noch einen Kaffee nehmen wollte, erntete ich schon irritierte Blicke, man lies mich aber gewähren, schließlich war ich ja auch allein im Raum.
Anschließend verfrachtete ich dann alle 7 Sachen (passt hier sogar) in die Tiefgarage, wo ich mein Rad einstellen konnte. Irgendein Schlauberger hat das Rad jedoch so zugeparkt, dass ich nicht gleich aufsatteln konnte, sondern ich musste das Rad erst halb über dieses Auto wieder herübertragen, damit es wieder frei war. Als ich bezahlen wollte fragte ich den jungen Mann hinter der Rezeption noch nach dem besten Weg. Die Meinungen von Navi und Karte gingen heute deutlich auseinander. Als passionierter Radsportler kannte er die Gegend bestens und gab der Karte recht, was mich sehr freute, da diese Strecke für lange Zeit direkt am Atlantik entlang führen sollte. Ich verstehe bis jetzt nicht, dass das Navi die Strecke nicht angeboten hat. Wenn es eine Option gäbe, die da lautet „schönste Strecke vermeiden“ hätte es noch einen Sinn ergeben – diese Option gibt es aber (zum Glück) nicht. Werde den Jungs von Garmin mal einen Link auf die heutige Etappe senden – das muss besser werden.
Nach der Erklärung fragte mich der junge Mann noch nach weiteren Details zu meiner Reise, die ich ihm natürlich gerne mitteilte. Wie fast immer erntete ich bei dieser Gelegenheit Reaktionen, die irgendwo zwischen Ungläubigkeit, Bewunderung und Mitleid liegen. Offenbar war er dann doch so beeindruckt, dass er sich spontan entschloss, von mir und dem vollgepackten Rad ein Bild für die Webseite des Hotels zu machen (werde das gelegentlich mal überprüfen).
Als ich dann losfuhr riss auch der bis dahin wolkenverhangene Himmel auf und die Sonne kam heraus. Als ich heute morgen aus dem Fenster schaute war ich erschrocken, dass es noch recht dunkel und nebelig war und dabei auch noch regnete. Man merkt eben, dass ich in den letzten zwei Tagen doch 600 km weiter nach Westen gefahren bin, ohne dass sich die Zeitzone bisher geändert hat.
Wie das Höhenprofil des heutigen Tages zeigte, ging es die ersten 500-600 m hinter dem Hotel erstmal mit 10 bis 11 % Steigung in die Höhe – damit war der Puls direkt am Anschlag und das 2 Tage vorher mühsam gewaschene Sportshirt wieder klitschnass. Die Strecke führte dann durch den Berufsverkehr raus aus der Stadt (war wieder kein echtes Vergnügen -aber das gehört wohl dazu).
So nach 5 km habe ich das Navi dann abgeschaltet, weil es mich immer wieder in die umliegenden Hügel führen wollte und nicht wie von dem jungen Mann empfohlen an einer mäßig befahrenen recht flach verlaufenden Hauptstraße entlang, die auch noch über eine abgegrenzte Spur für Radfahrer und Fußgänger verfügt (das ist hier nicht überall selbstverständlich). Diese Strecke zählte – insbesondere nach der Frühstückspause, die ich nach 26 km in Baiona gemacht habe, dann auch zu den schönsten, die ich je gefahren bin. Ich hätte jeden km anhalten können, um Bilder zu machen. Hier ein paar Eindrück:
Das Zwischenziel für die Mittagspause sollte dann der Fähranleger in der Nähe von A Guardia sein. Ich hatte mir die Abfahrtzeiten auf einer spanischen Seite herausgesucht und gestern beim Abendessen von einem jungen Mann am Nachbartisch, von dem ich hörte, dass er fließend deutsch und spanisch sprach, überprüfen lassen. Als ich dort gegen 13:00 Uhr ankam, teilte man mir mit, dass die Fähre, die eigentlich um 13:30 Uhr über den Grenzfluß Rio Mino Richtung Portugal auslaufen sollte wegen Niedrigwasser ausfällt und die nächste erst um 15:30 Uhr gehen sollte. So suchte ich mir dann in unmittelbarer Nähe ein kleines Restaurant zum Mittag und genoss die verlängerte Pause.
Mit mir setzten noch einige deutsche Urlauber über, die scheinbar in einer Clubanlage wohnen und mit einem Guide eine geführte Tour mit Mountainbikes machten (teilweise mit E-Mountainbikes!!??). Interessant ist, dass wir in Deutschland überwiegend E-Bikes gesehen haben, in Frankreich nur noch sehr wenige davon und in Spanien waren die von den Deutschen gefahrenen, die einzigen, an die ich mich erinnern kann.
Die Fahrt in Portugal von der Fähre bis zum Ziel verlief auf dem Seitenstreifen einer mäßig befahrenen Hauptstraße – war nicht toll aber ich habe mich dran gewöhnt.
Am Ziel angekommen stellte sich dann noch die Aufgabe, dass ich das Hotel recht schnell sah, dieses jedoch auf der anderen Seite der Bahngleise war. Die Befragung von 2 Passanten ergab nur Schulterzucken. Nach einigem Suchen fand ich dann einen Weg über eine Überführung in den Bahnhofsbereich und von dort mit einem Fahrstuhl wieder auf den Straßenlevel.
Heute Abend bin ich zum Essen eingeladen, bei einem früheren Geschäftsfreund (für die Insider: es ist nicht DK). Freue mich darauf, nachdem Sylvia jetzt schon fast eine Woche nicht mehr dabei ist, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
Das war es für heute. Insgesamt bisher geradelt: 1.487 km. Morgen geht es weiter Richtung Süden. Ziel habe ich noch nicht festgelegt.
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