Tag 25 – von Capbreton (F) nach Doneztebe (E)

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Tag 25 – von Capbreton (F) nach Doneztebe (E)

Statistik

Strecke: 109 km (bisher: 2.104)

Anstieg: 765 m (bisher: 9.679)

Fahrzeit: 6:21 (bisher: 4 Tage 19:57)

In diesen Urlaubsregionen im Süden scheint es schwierig zu werden, vor 8 ein Frühstück zu bekommen. So konnte ich auch heute etwas länger schlafen und musste noch etwas bummeln, um dann um 7:50 Uhr als erster im Frühstücksraum zu sein. Anders als in vielen anderen Unterkünften in Frankreich, gab es hier eine ordentliche Auswahl.

Um kurz vor 9 machte ich mich dann wieder auf den Weg. Ich wäre eigentlich gerne etwas eher losgefahren, weil ja heute doch einiges an Strecke und Höhenmetern vor mir lag. Wie die Wetter App angekündigt hat, war es heute deutlich kühler als in den letzten Tagen, garniert mit einem lebhaften aus Westen – also für mich meistens von der Seite.

Ich hatte in den letzten Tagen gelernt, dass ich mich auf die Technik verlassen kann und Naviki praktisch durchgängig dem Eurovelo 1 folgt. So fuhr ich auch heute streng nach Vorgabe meines kleinen Bildschirms im Cockpit. Nach 12 km merkte ich jedoch, dass ich gegenüber dem EV 1 auf einen ziemlichen Umweg geführt wurde, bei dem ich zudem noch über eine mehrere Kilometer lange Passage über Stock und Stein fahren sollte. Hier entschied ich dann, der Technik die Gefolgschaft zu verweigern und nahm dafür eine etwas stärker befahrene Straße in Kauf. Letztlich sparte mir das aber gegenüber der geplanten Strecke einige Kilometer.

Nach ca. 30 km kam ich dann in den Großraum Bayonne / Biarritz. Diese südwestlichste Zipfel von Frankreich ist anders als die Küste nördlich davon, recht intensiv bebaut. Dabei zeichnet sich insbesondere Biarritz durch viele sehr beeindruckende Gebäude aus. Die Strecke führte fast die ganze Zeit an der Küste entlang, so dass es immer wieder tolle Ausblicke auf den Atlantik gab. Anders als als in den letzten Tagen war die Küstenlinie nicht mehr durch Dünen und Wälder sondern durch eine Steilküste bestimmt. Das wiederum hatte zur Folge, dass das Radfahren in dieser Region schon sehr anspruchsvoll ist, da es eigentlich immer rauf und wieder runter geht. So kamen die meisten Höhenmeter heute auch genau in diesem Teil der Strecke zusammen.

Kurz vor der spanischen Grenze gab es dann den letzten Blick auf den Atlantik. Von da an verlief die Strecke mehr Richtung Südosten am Fluss Bidassoa entlang, dem ich praktisch zum heutigen Ziel folgte. Zu meiner (postiven) Überraschung war der Rest des heutiges Weges nur von leichten Steigungen geprägt. Die Beschaffenheit des Weges war jedoch durchwachsen. Es gab sehr gute Abschnitte, es gab aber auch lange Passagen über groben Schotter, auf denen das Fahren nicht wirklich große Freude macht. Nun bin ich wahrscheinlich aber auch durch die vergangenen Tage etwas verwöhnt. Daneben führte die Strecke durch 6 Tunnel, die bei der Einfahrt völlig dunkel waren, so dass man zunächst nichts gesehen hat. Erst nachdem ich wohl einen Bewegungssensor auslöste, ging dann eine (etwas sparsame) Beleuchtung an. In einem dieser Tunnel gab es gleich zu Beginn (als es noch dunkel war) noch eine ordentliche kalte Dusche durch Wasser, das von der Tunneldecke regnete.

Da der erwartete Schlussanstieg ausblieb, kamen heute doch auch „nur“ 765 Klettermeter zusammen, rd. 350 weniger, als von der Software vorher ermittelt. Mit so einer Abweichung kann ich ganz gut leben. Hoffentlich gibt es das nicht mal genau anders herum. Tja, die Technik ist eben auch nicht immer ganz perfekt.

Gegen 17:15 Uhr erreichte ich die reservierte Unterkunft und machte es genau so, wie zwei Motorradfahrer aus Gütersloh, die zeitgleich mit mir ankamen. Wir gönnten uns ein Bierchen.

Im Verlauf des Tages, nahm die Zahl der Pilgerer, die meist gut an Ihrer Muschel auf dem Rucksack zu erkennen sind und die häufig auf dem Weg nach Santiago de Compostela sind, erkennbar zu. Auch mein Bruder Jörg, der morgen vor einem Jahr leider im Alter von nur 55 Jahren den Kampf gegen den Krebs verloren hat, ist im Jahr 2018 diesen Weg gegangen. Dabei ist er aber anders als vermutlich die meisten der Pilgerer die ich hier sehe den ganzen Weg von Norddeutschland bis nach Compostela, also ungefähr 3.000 km gelaufen. Während ich hier so lang fahre muss ich sehr viel an ihn denken. Ruhe in Frieden, lieber Jörg!

Damit möchte ich heute enden.

Das mondäne Hotel du Palais Biarritz
Küste vor Biarritz
Strand von Biarritz
Letzter Blick auf den Atlantik

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