Tag 27 – Von Nazare nach Ericeira

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Tag 27 – Von Nazare nach Ericeira

Heute kein Nachtrag zum gestrigen Zielort. Wetter war nicht besonders und so bin ich oben am Berg im Hotel geblieben. Also keine weiteren Infos von mir zu Nazare.

Heute war ich nach gut 106 km und 1.128 Klettermetern am Zielort in Ericeira. Diese Daten zeigen schon, dass es heute eine recht sportliche Einheit war -aber der Reihe nach.

Ich startete gegen 8:30 Uhr bei einer Mischung aus Wolken und Hochnebel und angenehmen 18 Grad. Seit gestern Nachmittag war die Sonne hinter Wolken verschwunden, was das Radfahren ganz angenehm machte. Ein Problem bei diesen Temperaturen und der feuchten Luft ist jedoch, dass die handgewaschenen Sachen nicht trocknen. So funktionierte ich mein Rad heute früh dann auch wieder in einen mobilen Wäschetrockner um.

Da die Streckenführung in dieser Gegend aufgrund des Geländeprofils und des Küstenverlaufs nicht ganz einfach ist, überließ ich heute wieder dem Navi weitgehend das Kommando (dessen Vorgaben ich natürlich regelmäßig mit den anderen Quellen überprüfte). Zunächst ging es noch dicht an der Küste auf mäßig befahrenen Landstraßen entlang. Wie in den Vortagen ging es abwechselnd durch Wälder, an Feldern vorbei, durch kleine Ortschaften und auch dann und wann über die Hauptstraßen. So ging das mit einer kurzen Pause nach 35 km bis zum Mittag. Es macht mir zwischenzeitlich richtig Freude, in diese kleinen Restaurants zu gehen, in denen man mich zwar nicht versteht, in denen es aber keine Touristen gibt und unglaublich bemühte und freundliche Bedienungen (ich vermute immer noch, dass es meistens Familienangehörige sind). Mit Händen und Füßen und ein Brocken spanisch und englisch gelingt dann auch die Bestellung ganz ordentlich. Aber die anderen Gäste und den Umgang miteinander zu beobachten, ist schon echt eine Freude.

Nebenbei: Von der häufig auf Stammtischniveau (ist allgemein und nicht spezifisch gemeint) diskutierten südländischen Arbeitsscheu ist hier nichts zu spüren. Ob Wochentag oder Wochenende – man findet überall offene Geschäfte, Cafes, Restaurants und sonstige Einkaufsmöglichkeiten. Sylvias und meine Erfahrungen in Frankreich und der Eifel waren da doch ganz andere.

Bis zum Mittagessen, dass ich mir bei 65 km gönnte, hatte ich heute ungefähr 300 Klettermeter hinter mir. Die folgenden 41. hatten es insofern noch mal so richtig in sich. Da dann auch noch die Sonne herauskam und die Temperaturen auf ca. 30 Grad trieb, wurde es nochmal etwas anstrengender. Dafür wurde dadurch die Möglichkeit wieder besser, mal ein Bild zu machen. ich  bin kein Freund trister Bilder ohne vernünftige Farben. Deshalb mache ich sie meist erst gar nicht.

Die erste Hälfte des Nachmittags war dann auch noch recht moderat. Es fing aber an, als das Navi den Abzweiger von einer Hauptstraße anzeigte und in ein Dorf mit dem klangvollen Namen Villa da Serra. Ohne groß darüber nachzudenken, nahm ich den Abzweiger. Der Name war aber dann Programm. Es ging in einer immer steiler werdenden Passage hinauf in ein Bergdorf (von dem man dann auch eine tolle Rundumsicht hatte). Die Strecke darauf war aber zumindest im letzten Teil nicht mehr fahrbar (geschätzt 17-18 %). Gemein ist, wenn es dann immer steiler wird und damit der Druck auf die Oberschenkel immer größer – bis dann irgendwann nichts mehr geht.

Eines habe ich heute auch noch gelernt: Es geht erst dann nicht mehr höher, wenn man rundherum keinen Punkt mehr sehen kann, der höher liegt. Immer wenn man denkt, jetzt geht es mal wieder runter (oder zumindest nicht weiter rauf) findet sich nach einer Kurve doch noch eine Steigung – da braucht man Nerven.

Als ich mich bereits am Ziel wähnte und die reservierte Unterkunft nur noch 100 m entfernt sein sollte, fing heute das erste Mal die Sucherei richtig an. Ich fuhr alle Straßen in der Gegend ab, was die Aufmerksamkeit von geschätzt 50 Hunden auf verschiedenen Grundstücken erregte, die zum Glück alle eingezäunt waren. ich fragte ergebnislos 3 Passanten bis ich mich entschloss die Unterkunft zu anzurufen. Ergebnis: An der Einfahrt, die mehr aussah wie eine Baustelleneinfahrt bin ich schon 3 Mal vorbei gefahren, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass da ein Haus ist. Da war es aber – und auch  noch ein sehr schönes. Auf meinen Hinweis, dass ein Schild an der Straße ganz nett wäre, sagte die (ansonsten super freundliche) Betreiberin, dass man für ein Schild 50 EUR pro Monat an die Stadt zahlen müsse und sie das einfach nicht einsieht. Naja – soviele werden wohl auch nicht mit dem Fahrrad kommen und dann da frustriert in der Gegend rumkurven.

So dass es war es für heute. Bisher geradelt insgesamt sind 1.919 km. Morgen will ich noch nach Sintra fahren und von dort nach Lissabon. Das dürften dann nochmal so 60 km sein. Die 2.000 km bekomme ich in Europa scheinbar nicht voll. Aber so wichtig ist das auch nicht. Es kommen dann in den USA noch genug dazu.

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