So da bin ich wieder! Heute auch das erste Mal nach einigen Kilometern hier in den USA. Vorab noch eine kurze Rückschau. Mit der Wahl des Motels die letzten 2 Tage habe ich echt ins Klo gegriffen. Das Motel an sich war in Ordnung. Bei der Auswahl habe ich neben der Qualität darauf geachtet, dass es irgendwo zwischen Flughafen (wo ich den Leihwagen wieder abgeben musste) und Yorktown, dem Startpunkt der TransAm liegt. Das tat es auch, jedoch eingekesselt von Autobahnen und Highways und in der Nähe gab es praktisch nichts. Als ich nach einem Restaurant in der Nähe fragte, zu dem man laufen kann, guckte mich die die freundliche Dame an der Rezeption an, als wollte ich Sie auf den Arm nehmen. Mindestens 5 Meilen müsse ich fahren meinte sie. Auch wenn das dann nicht ganz so weit war, gibt das zumindest ein Gefühl für die Lage. Ich habe mich dann gestern Abend mangels Alternative mit dem Rad auf den Weg gemacht. Das ist radtechnisch schon echt ein Kulturschock – Radfahrer sind hier eigentlich nicht eingeplant. Man darf also keinesfalls denken, dass die Vorfahrtregeln, so wie wir sie aus Deutschland und Europa kennen, beachtet werden. Die einzige Möglichkeit ist also, permanent damit zu rechnen, dass die Autofahrer einen nicht sehen. Na ja so habe ich wenigstens schon mal die ersten Erfahrungen gesammelt. Der zweite Kulturschock (auch wenn ich das natürlich schon kannte – es ist aber immer wieder ein seltsames Gefühl) ist dass hier fast alles auf Funktion und nicht auf genießen ausgelegt ist. So sind die Motels ausgelegt, so ist das Frühstück organisiert und so geht es auch beim Essen zu. Nach Portugal wieder eine echte Umgewöhnung.
Ansonsten habe ich gestern das Rad wieder zusammengebaut, ein Paket mit ein paar Klamotten nach Hause geschickt (spart ein paar Kilo) und es tatsächlich nach erneuten mind. 10 erfolglosen Versuchen geschafft, die USA Karte auf meinem Garmin zu installieren. Das Glücksgefühl hat leider nicht lange angehalten 🙁 Beim Start einer Navigation stürzte das Gerät direkt ab. Das Problem habe ich bisher auch noch nicht gelöst – naja wenigstens funktioniert das Plotten der Daten und die Anzeige. Ich verzichte hier auf weitere Details – es ist aber schon echt frustrierend und hat gestern nicht dazu geführt, dass ich besonders gut gelaunt war.
Nach Ansicht der Übernachtungsoptionen für die nächsten 200 km und des Wetterberichts habe ich mich entschlossen heute nur eine kleine Etappe von knapp 33 km zu fahren, davon ca. 21 auf der eigentlichen TransAm Tour. Hintergrund ist, dass die Alternative heute gewesen wäre rd. 130 km zu fahren und ab Mittag in der Region schwere Gewitter angekündigt waren. Zudem hatte ich so die Möglichkeit, den historischen Bezirk von Williamsburg zu besuchen.
Nach einem typischen Motel Frühstück mit Oatmeal, Toast und Kaffee habe mich dann um 8:30 Uhr auf den Weg gemacht. Dabei ging es die ersten 3 km an einem stark befahrenen Highway entlang, bevor ich dann auf die Yorktown Road abbiegen konnte. Hier wurde es dann schon deutllich ruhiger und auch schöner. Die Strecke führte dann durch Wälder und an einzelnen Häusern vorbei. Immer wieder gab es auch Hinweistafeln auf die Ereignisse, die sich hier im 18. und 19. Jahrhundert abgespielt haben. Der gesamte Bereich hier nennt sich historic triangle und beschreibt die Orte Yorktown, Jamestown und Williamsburg, die in der US amerikanischen Geschichte eine herausragende Bedeutung haben. Das wird hier an vielen Stellen deutlich.
Nach einer guten halben Stunde kam ich dann in Yorktown an und sucht das Victory Monument, den eigentlichen Startpunkt der TransAm. Auf dem Weg dorthin habe ich mich doch über mich selbst geärgert, dass ich nicht spätestens gestern hierher gefahren bin. Yorktown ist ein netter kleiner Ort, mit vielen historischen Gebäuden und liegt direkt am Wasser. Zudem bin ich an einigen kleinen B&Bs und Restaurants vorbei gefahren. Das Monument war nicht besonders schwer zu finden. Leider war weit und breit kein Mensch zu sehen, der von mir ein Foto hätte machen können – naja wir leben ja eh im Selfiezeitalter.
Und anschließend erfolgte dann das, was traditionell zu einer solchen Tour dazu gehört – der Wheeldip, also das Hinterrad in den Atlantik dippen (Das Vorderrrad kommt dann später in den Pazifik). Hier das Beweisfoto:
Ist übrigens ganz schön anstrengend, die 50 kg durch den Sand zu schieben.
Ja und dann ging es endlich los mit der TransAm. Da ich die letzten 4 km bereits auf der Strecke gefahren bin, konnte ich auch gut ohne Karte fahren. Die Strecke ist mäßig befahren, die Straße (ohne Markierung) ist breit genug für 4 Fahrstreifen. Nach Yorktown geht es dann über den Colonial Parkway abwechselnd durch Wälder und an Mlitäreinrichtungen vorbei.
Auf dem parallel verlaufenden York River liegen eine Reihe von Kriegsschiffen. Das hier durch das Militär genutzte Areal muss riesig sein, zumal ich sicher nur einen kleinen Teil sehen konnte.
So ging es dann in einem gemächlichen Auf und Ab weiter Richtung Williamsburg. Dieses Auf und Ab brachten auf der kurzen Strecke immerhin 152 Höhenmeter.
Obwohl es fast die ganze Zeit bewölkt war, war es heute extrem drückend. eigentlich presste der Schweiss die Sonnencreme schon nach einem Kilometer wieder heraus. Bei diesen Temperaturen muss man seine Kräfte schon einteilen – auch ein Grund für die Entscheidung, heute eine kurze Etappe einzulegen.
Schon um kurz nach 10 war ich heute im reservierten Hotel. Glücklicherweise konnte ich auch schon in das Zimmer und durfte sogar mein Rad mitnehmen. Nach einer Dusche probierte ich dann das erste Mal einen Laundry Service aus. Funktionierte prima. Anschließend ging es in den historischen District von Williamsburg. Hier wurde vor fast 100 Jahren ein Stadtviertel des alten Williamsburg wieder aufgebaut und fungiert (ähnlich wie das Museumsdorf in Cloppenburg) wie eine Art Live Museum. Überall laufen Menschen mit traditioneller Kleidung herum. Diese Attraktion wird jählich von über einer Million aus aller Welt besucht. Man kann zu Fuß oder mit dem Rad ohne Eintritt durch den Bezirk fahren und sich das ansehen. Wenn man jedoch die Gebäude und Museen betreten will, braucht man ein Ticket. Unten ein paar Eindrücke:
So dass war es für heute. Bisher geradelt sind bisher 1.998 km. Morgen geht es Richtung Richmond, dann dürften etwa 100 km dazukommen. Gewitter sind für morgen nicht angekündigt. Bin mal gespannt, wie das bei den Temperaturen läuft.
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