Tag 40 – Von Troutville (VA) nach Radford (VA)

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Tag 40 – Von Troutville (VA) nach Radford (VA)

Uwe Stahmer

Puh – was für ein Tag. Nach gut 92 km und 1.241 Hm war ich heute am Ziel in Radford (VA).

Gestern abend habe ich noch die besondere Freude gehabt, über die Hotline von T-Mobile (USA) die Möglichkeit dazu zu buchen, auch Gespräche nach Deutschland führen zu können. Gespräche mit Hotlines liebe ich ja ohnehin über alles und dann noch auf englisch. Das Dazubuchen der Gespräche ging eigentlich recht einfach. Schwierig wurde es dann aber mit der Bezahlung. Der normale „Operator“ ist ausgestiegen als ich ihm erklärte, dass ich keinen amerikanischen ZIP-Code habe (Postleitzahl). Der hat dann erstmal direkt an seinen Supervisor weitergegeben. Dieser hat dann alle Fragen nochmal gestellt, die sein Kollege vorher auch schon gestellt hat. Naja schlußendlich hat dann nach etwa 45 Min. Telefonat alles geklappt. Das nur mal so außerhalb des Programms.

Heute morgen das gleiche Bild wie gestern: Dicke Wolken und Regenschauer (echt norddeutsches Wetter). Bin aber trotzdem direkt aufgestanden und habe alles wieder verpackt. Um 7:30 Uhr saß ich auf dem Rad. Auf Regenjacke habe ich hier bisher verzichtet. Da es ja immer noch so bis Mitte 20 Grad warm wird, ist es egal, ob ich durch den Regen nass werde oder durch den Schweiß. Ohne Regenjacke trocknet es auf jeden Fall schneller.

Die Strecke führte zunächst auf dem Highway zurück auf den Trail. Ich dachte, dass da der Verkehrr ruhiger wird – das war leider eine falsche Einschätzung. Auf der folgenden recht schmalen Nebenstraße (ohne Randstreifen) fuhren in beide Richtungen eine Unmenge dieser Monstertrucks. Da die Jungs beim Überholen recht schmerzbefreit sind – will heißen, sie nutzen den Spielraum, den sie auf der rechten Seite haben, sehr gut aus, weil sie ihre Fahrzeuge wohl gut kennen – habe ich mich entschieden, jedes Mal, wenn einer dieser Brummis von hinten anrollt (zu überhören sind die ja nicht), die Fahrbahn frei zu geben und auf dem Grünstreifen zu warten. Das kostet zwar Zeit bringt aber deutlich mehr Sicherheit für mich und weniger Frust für die Fahrer. Ich nehme an, dass viele von denen pro Fracht bezahlt werden und dabei vielleicht noch selbstständige Fahrer sind. Für die muß es auch recht nervig sein, warten zu müssen, wenn da so ein Radtourist in seiner Freizeit in Fußgängergeschwindigkeit den Berg hochkraxelt. Habe durch dieses Verhalten von den Fahrern viele wohlmeinende Gesten geerntet. Von anderen Radlern habe ich schon gehört, dass die schon mal von der Straße gehupt oder beschimpft wurden.

Dieser starke Verkehr hielt über 15 km bis zu einem riesigen Zementwerk an, danach wurde es deutlich ruhiger.

Wie man auf dem Höhenprofil ganz gut erkennen kann, ging es den ganzen Vormittag über leicht nach oben, immer wieder unterbrochen von kleinen Entlastungen. Diese Art Geländeprofil ist extrem anstrengend. Die Abfahrten sind nie lang genug, um sich erholen zu können. Die Anstiege sind dann häufig für einige hundert Meter auch zweistellig. Irgendwo auf diesem Stück gab es dann auch heute für mich das Bild des Tages (wer dem armen Autofahrer helfen kann – bitte unbedingt anrufen)

Nach einem dieser scharfen Anstiegen standen oben auf der Kuppe zwei vollgepackte Radwanderer und ich hielt an, um kurz mit ihnen zu plaudern. Dabei stellte sich heraus, dass hier der 70-jährige Opa mit dem 13-jährigen Enkel den Trail nach Osten fährt. Die beiden stammen aus Cincanatti, Ohio und sind Anfang Juni am Pazifik gestartet. Echt cool, dass Opa und Enkel sowas gemeinsam machen. Der Opa ist den Trail vor zehn Jahren schon einmal allein gefahren. Die beiden gaben mir noch den dringenden Tip mir für East Kentucky unbedingt ein Airhorn und Pfefferspray zu besorgen, um mich gegen die Hunde dort wehren zu können.

 

Kurz vor der geplanten Mittagspause ging es dann doch mal etwas länger wieder berab um danach dafür dann auch für einige km nur nach oben zu gehen und zwar kräftig. Gut, dass ich genau dort die erste Gelegenheit für eine Stärkung am heutigen fand. Nach diesem Anstieg erreichte ich die Stadt Christiansburg, die  die Radfahrer mit dem folgenden Schild sehr freundlich begrüßt (da möchte man doch eigentlich gleich dort bleiben)

 

Beim Durchqueren dieser Stadt hatte ich dann mal eine echte Zwangspause und zwar vor einem Bahnübergang. Gerade als ich dort ankam gingen die Schranken runter und ein Zug mit 4 Lokomotiven und und unendlich vielen Waggons von denen die meisten doppelstöckig (!!!) mit großen Seecontainern beladen waren. Es dauerte sicher 15 Min. bis sich dieser Troß am Übergang vorbeigeschoben hat.

In Christiansburg endet auch meine erste von 12 Karten des Trails (stolz!!) Ich konnte die zweite einlegen. Die verbleibenden 20 km nach Radford waren zunächst recht moderat und die Sonne kam noch heraus.

 

Erst auf den letzten 4 km ging es dann noch mal echt ins eingemachte. So war ich dann auch froh, als ich gegen 15:30 am reservierten Hotel ankam.

Planung ist das halbe Leben, aber gestern wußte ich noch nicht, dass ich noch zu Walmart wollte. Als ich den Mann hier an der Rezeption darauf ansprach sagte er, kein Problem, ist nur 10 Min entfernt – allerdings mit dem Auto. Ich habe mich dann nach der Dusche mit Rad und ohne Gepäck auf den Weg gemacht. Es waren hin und zurück über 11 km, es war warm, viel Verkehr und echt keine Freude. Aber gut, ich wollte jetzt endlich das Pfefferspray und ein Airhorn kaufen und das gibt es scheinbar nur bei Walmart. Ich habe schon bei diversen Geschäften erfolglos nachgefragt. Nach einem dieser erfolglosen Versuche sprach mich ein junger Mann an und erkundigte sich, ob er mir helfen kann. Ich erklörte ihm mein Anliegen und er sagte dann direkt, dass es das nur bei Walmart gibt. Dann fragte er mich noch woher ich komme und wohin ich will. Nach meiner Antwort fragte er mich dann, ob ich etwas dagegen hätte, wenn er für mich betet. Ich sagte: „nein“ und erlegte mir die Hand auf die Schulter und betete (in der Form für mich auch ein Novum, aber nett). Auf der Rückfahrt ließ der Verkehr schon deutlich nach und ich konnte sehen, dass Radford eine kleine nette Universitätsstadt ist. Für das Abendessen suchte ich mir dann auf dem Weg noch eine gemütliche amerikanische Studentenkneipe und schaute mir noch das Frauenfußballspiel USA gegen Columbien an. Auf dem Weg zum Hotel wurden die Wolken dann sehr schön durch die Sonne angestrahlt.

 

Für den Gesamtüberblick füge ich hier noch eine Grafik über den gesamten Trail hier in den USA ein. man sieht daran, dass ich noch nicht einmal 10 % dieses Trails geschafft habe. Man sieht im übrigen auch, dass die gesamten Höhenmeter auf dem Trail bei etwa 52.000 liegen. Dort wo der weisse Punkt ist, da bin ich ungefähr. Werde diese Graphik künftig ab und zu mal einfügen.

 

 

So, dass war es für heute. Bisher geradelt sind insgesamt 2.622 km bei 19.080 Hm. Morgen geht es weiter Richtung Wytheville. Es bleibt hügelig.

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