Tag 43 – Von Damascus (VA) nach Rosedale (VA)

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Tag 43 – Von Damascus (VA) nach Rosedale (VA)

Etwas verspätet der Blog zum gestrigen Tag. Gestern war der etwas andere Tag. Nach 54 km und 817 Hm habe ich eine Möglichkeit zum Übernachten gefunden. Dazu aber später. Dort gab es kein Internet. Seit 2 Tagen praktisch keine Datenverbindung über das Mobilfunknetz. Sitze gerade in einer Pizzeria in Haysi und schreibe diesen Blog. Auch heute Nacht darf ich bei der Wahl meiner Unterkunft nicht besonders wählerisch sein.

Ja gestern war alles irgendwie anders als sonst. Fing schon damit an, dass ich bis 8 Uhr ausschlafen konnte (bin sonst eigentlich immer um  6 aufgestanden). Als ich um kurz nach 8 runter kam, wartete Shannon schon auf der Terasse mit einem Cafe auf mich. Wir haben dort eine ganze Weile gesessen und uns über die Situation in den USA und in dieser Region unterhalten.

Nach einiger Zeit kam dann Melissa und fragte sich wo ich bleibe, weil ihre hausgemachten Egg Quichees kalt würden. Das ließ ich ich mir nicht zweimal sagen. Wir zogen um an den Frühstückstisch, wo ich dann drei von diesen köstlichen Quichees verputzte während wir die sehr interessante Unterhaltung fortsetzten. Shannon berichtete, dass in dieser Gegend in den letzten 8 Jahren von 129 Kohlemienen 3/4 wegen Billigimporten von Stahl aus China geschlossen wurden. Viele Menschen haben Ihre Existenzgrundlage verloren und sind entsprechend frustriert. Das ist wohl auch der Grund warum Mr. Trump in solchen Gegenden soviel Unterstützung hat.

Gegen 11:00 Uhr machte ich mich auf den Weg zum Treffpunkt, wo ich mich mich Anna-Lena und Alex treffen wollte. Die Strecke war mit gut 20 km recht überschaubar. Ich wollte aber in jedem fall pünktlich sein, weil die beiden ja noch nach Washington weiterfahren müssen. Auf dem Weg dorthin traf ich Frank aus Californien, der den Trail nach Osten fährt. Er gab mir noch ein paar Tips zu Übernachtungsmöglichkeiten für die nächsten Tage. Langsam fühle ich mich doch nicht mehr als alter Sack (Frank ist 58).

 

 

 

 

 

 

 

Die Strecke verlief bei blauem Himmel über eine Hügellandschaft mit Wäldern und sehr vielen Grünflächen, auf den Schafe, Rinder und Pferde gehalten werden. Hier ein paar Eindrücke:

Ich war natürlich viel zu früh in der Nähe des Treffpunkte und überbrückte die Wartezeit mit Kakao und Smoothie bei Mc Donalds (dort gibt es immer gutes Internet).

 

 

Ja und dann war es endlich soweit. Die beiden waren gut in der Zeit und wir trafen uns dann sogar eine halbe Stunde eher als geplant. Treffpunkt war ein Landrestaurant mit dem Namen „Harvest Table“ in Meadowview. Dieses Restaurant ist in der Gegend scheinbar für seine ausgezeichnete Qualität sehr bekannt. Schon zwei Tagesreisen von dort entfernt. kannte man den Laden – echt unglaublich. Vor genau 6 Wochen habe ich die beiden das letzte Mal gesehen und ich habe mich riesig gefreut. Wir haben die Erlebnisse ausgetauscht, gut gegessen und ein paar Bilder gemacht. Anna-Lena und Alex, vielen Dank, dass Ihr den Umweg gefahren seid, um mich zu treffen.

 

 

Und dann ging es gegen 15:00 weiter und ich hatte keine Ahnung, wo ich bleiben sollte. Am morgen hatte Shannon noch versucht, in einem ihm bekannten B&B ein Zimmer zu organisieren. Leider waren die schon ausgebucht. Eine zweite Option ging auch nicht, weil die zwischenzeitlich geschlossen haben. So fuhr ich einfach erstmal drauflos. Gut, dass ich vorher noch ordentlich gegessen habe. Nach ca. 10 km kam dann ein Anstieg über ca. 450 bis 500 Hm und das bei Steigungen zwischen 7 und 12 % (Innenseite der Serpentinen). Ich beschloss alle 150 Hm eine Pause zu machen, und den Puls wieder zu beruhigen und natürlich etwas zu trinken. Es war mit Mitte 30 Grad wieder sehr warm und insofern wieder wichtig, viel zu trinken. Ich habe von diesen Pausen mal ein Selfievideo gemacht und natürlich von einem Teil der Abfahrt). Die Auffahrt selbst hat ca. 1 Std. und 20 Min. gedauert und das mit permanentem Druck auf den Oberschenkeln (viel länger muss das auch nicht sein) Das schönste Erlebnis auf dieser Auffahrt, war als ein paar Rehe meinen Weg kreuzten und das letzte dann 2 Meter von mir entfernt stehen blieb und mir bestimmt 10 Sekunden lang in die Augen schaute, bevor es den anderen folgte.

Es war bereits 17:30, als ich dann an einer Kirche vorbeifuhr, die in der Karte als Übenachtungsmöglichkeit gekennzeichnet war. Ich hielt an – kein Mensch da. In der Scheibe hing dieser Zettel:

Man muss sich das wirklich so vorstellen. Dort gibt es praktisch nichts. Man sieht keinen Menschen. Keine Verbindung zur Außenwelt. Ich schwankte kurz, habe mich dann aber entschlossen, mein Lager auf einer Isomatte im Besprechungsraum aufzuschlagen. Ich packte meine Sachen in den Raum und fuhr dann noch 4 km weiter in den nächsten Ort, um etwas zu essen. Dort gab es an einer Tankstelle (bin ich ja schon gewohnt) eine wirklich ordentliche Pizza und sogar mit Sitzen und Tischen (Begeisterung). Die Bedienung, die unbedingt wissen wollte, woher ich komme und was ich mache, verfolgte meine Ausführungen mit großen Augen und sagte bestimmt alle 3 Sekunden „awesome“. Und dann bestand Sie noch auf ein Selfie.

Ich fuhr zurück und nahm dann erstmal eine Dusche (kalt) in der Gartendusche. Da ich alleine war, setzte ich mich dann erstmal fast eineinhalb Stunden ans Piano und versucht mich zu erinnern, was ich in den letzten 4 Jahren mühsam gelernt habe. Es geht doch in 6 Wochen eine Menge verloren. Mit ein wenig probieren ging dann doch das eine oder andere Stück. Ich habe hier jedoch nur ein Foto eingefügt. Ein Video will ich keinem antun. Dazu noch ein paar Bilder von meinem Nachtlager gestern.

Das war schon echt eine etwas seltsame Situation. Man hört ja nachts jeden Mucks, die Tür ist nie verschlossen.

Das war es für gestern. Bis gestern insgesamt geradelt waren 2.843 km bei 21.880 Hm. Wo ich heute Nacht bleibe weiß ich noch nicht. Ich gehe davon aus, dass ich keine Internetverbindung habe und werde mich daher wohl erst morgen oder später wieder melden.

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