Es war aus 2 Gründen gut, dass ich gestern in Hazard geblieben bin. Am Nachmittag tobte ein fürchterliches Gewitter über der Region, bei dem es sogar Warnungen über Funk und Fernsehen gab. Da muss man nicht unbedingt auf dem Rad sitzen. Zum anderen war klar, dass es heute lang und anstrengend würde. Ich habe aber gestern Abend nochmal die Übernachtungsmöglichkeiten gecheckt und habe mich entschieden, nicht nach Berea zu fahren, sondern „nur“ bis McKee.
Nach dem bisher anstrengendsten Tag bin ich um 17:30 nach 114 km und 1.712 Hm in McKee angekommen.
Die Nacht habe ich in einem Motel übernachtet und habe fast nicht geschlafen, es war total laut. Mein Zimmer war direkt neben der Laundry und die ganze Nacht wurde Wäsche gewaschen und getrocknet. Nun gut – ich bin dann etwas gerädert um 6 aus den Federn, meine Sachen gepackt und habe mich zum Frühstücksbereich in der Lobby begeben. Dort war um 6:30 Uhr sehr vieles schon weg und ich begnügte mich mit den bescheidenen Resten. Dabei kam ich mit einem anderen Gast ins Gespräch. Der kommt aus Westvirginia, ein früherer Trucker (Typ wie ein Bär) und war doch sehr an Deutschland interessiert. Dabei fragte er mich dann, wie das denn so sei, wenn man auf der linken Seite fährt (??!!) Ich klärte den Irrtum auf und dann sagte er, dass er gern auch mal nach Deutschland möchte. Er hat gehört, dass es dort so großes Bier geben soll (er meinte die Mass in Bayern). Die nächste Frage war dann schon wieder interessant. Er fragte mich, ob man mit dem Auto nach Deutschland fahren kann oder ob Deutschland „overseas“ liegt. Erst dachte ich, dass er mich auf den Arm nehmen will – mitnichten, das war ernst gemeint. Auch diese Frage beantwortete ich in aller Ruhe und ließ das Gespräch dann aber auch auslaufen.
Um 7:00 Uhr saß ich bereits auf dem Rad und musste erstmal wieder den Weg finden, wobei ich natürlich erstmal falsch gefahren bin. Jeder Irrtum dieser Art wird in dieser Gegend direkt mit ein paar extra Klettermetern bestraft. Hier gibt es keine waagerechten Straßen.
Auf einer recht stark befahrenen Straße ging zunächst wieder aus Hazard heraus, anschließend ging wie so häufig über Nebenstrecken durch die Gegend. Da sich die Bilder doch ähneln habe ich heute weitgehend auf Aufnahmen verzichtet. Wobei gerade der Morgen wieder sehr schön war, als der Nebel noch in den Bäumen hing und von der Morgensonne herrlich angeleuchtet wurde.
Der heutige Tag war eigentlich eher durch die permanenten Anstiege und heute doch recht vielen Hundeverfolgungen geprägt.
Bis zur Mittagspause um ca. 13 Uhr hatte ich bereits 1.100 Hm auf dem Zähler und 10 Hunde abgewehrt. Abgewehrt ist vielleicht etwas zu viel gesagt. Bis dahin reichte eine deutliche Ansprache und die Hunde sind wieder abgedreht. Am Nachmittag kamen dann sicher nochmal 7 bis 8 dazu. Davon waren 3 doch etwas hartnäckiger, so dass ich das Airhorn einsetzen musste. Pfefferspray habe ich bisher nicht gebraucht. Eine richtig aggressive Attacke war bisher auch nicht dabei. Es ist aber jedes Mal wieder ein komisches Gefühl, wenn so ein Hund bzw. manchmal sogar zwei hinter einem hergelaufen kommen. Das gibt jedes mal einen echten Adrenalinschub.
Kurz vor der Mittagspause überholte mich heute Jeremy aus New Jersey, ein richtiger Radsportler. Der fährt pro Tag zwischen 170 und 200 km (??!!) und hat bereits an verschiedenen Langstreckenrennen teilgenommen. Er ist erst in der Nähe von Lexington auf den Trail gekommen und fährt auch nur bis Colorado. Ab da hat er andere Pläne. Wir fuhren so ca. 20 Minuten zusammen. Dann war es ihm scheinbar zu langsam und er verabschiedete sich und gab Gas. Den werde ich wohl nicht wieder sehen.
Eigentlich dachte ich, dass ich zur Mittagspause die steilsten Anstiege hinter mir hätte. Dem war leider nicht so. Am Nachmittag gab es dann nochmal einige richtig giftige Stellen, die ganz dicht an der Belastungsgrenze waren. Glücklicherweise waren die dann nicht ganz so lang. Vom heutigen Tag habe ich nur diese Bilder gemacht:
Das Bild rechts zeigt einen breiten Highway, den ich gerade im kleinsten Gang hinaufgefahren bin. Die breiten Straßen bergauf sind echt gemein. Das sieht nie besonders steil aus – ist es aber oft.
So, dass war es für heute, Insgesamt geradelt bisher sind 3.169 km bei 26.270 Hm. Morgen geht es dann aber nach Berea und noch ein Stück weiter, wohin genau, muss ich noch entscheiden. Gute Nachricht heute: Klaus hat mir mitgeteilt, dass er und Joanna die Flüge gebucht haben, um in der Gegend von Pueblo ein paar Tage mit mir zu radeln.