Habe um 14:30 Uhr (CT) mein heutiges Ziel Falls of Rough nach 75 km und 620 Hm erreicht.
Wie geplant habe ich es heute morgen etwas ruhiger angehen lassen. Ich bin erst gegen 7 Uhr aufgestanden und habe meine Sachen gepackt. Charlie hatte schon das Frühstück vorbereitet. Bei Cafe, Donut und Biscuits haben wir uns dann total festgeplaudert. Auch Charlie ist einer dieser Menschen, von denen ich hier nun schon einige kennengelernt habe, die in ihrem Leben viel erreicht und erlebt haben und mit denen es viel Spaß macht, sich zu unterhalten. Auch er hat sein privates Haus für Radfahrer geöffnet, um ihnen die Durchquerung dieser Gegend etwas zu vereinfachen. Erst gegen 9:15 Uhr (ET) bin ich dann losgekommen. Nicht jedoch ohne noch ein Abschiedsfoto gemacht zu haben. Charlie, vielen Dank für den tollen Aufenthalt und die guten Gespräche.
Die ersten 5 km ging es nicht über den Trail. Ich bin einer Empfehlung von Charlie gefolgt, der mir eine weniger befahrene Strecke empfohlen hatte. Dort war es dann auch in der Tat sehr ruhig. Zudem kamen mir dann noch zwei alte Kutschen entgegen. Irgendwann, muss ich dann auf diesem Stück dann auch über die Zeitzonengrenze von Eastern Time (ET) zu Central Time (CT) gefahren sein. Das Handy hat sich automatisch eine Stunde zurück gestellt. Der Abstand zu Deutschland beträgt damit jetzt 7 Stunden. Das wird auf dem Trail noch zwei mal geschehen.
Nach ca. 15 km traf ich dann ein echtes TransAm Urgestein. Der 74-jährige (!!!) Thomas aus Oregon fährt den Trail bereits das dritte Mal und was ich zunächst nicht richtig verstanden habe – er befindet sich derzeit noch als Teilnehmer des Transamerica Race im Rennen. Das Rennen hat am 4 Juni in Astoria (Oregon) begonnen und die ersten Teilnehmer waren nach 18 oder 19 Tagen durch. Thomas nimmt sich eben etwas mehr Zeit. 2014 hat er 122 Tage benötigt.
Um auf unser Treffen anzustoßen lud er mich auf einen Schluck Whiskey ein, den ich natürlich nicht ablehnen konnte. Dass er tatsächlich noch im Rennen ist, kann man auf der Homepage des TransAm Race sehen. Man kann sehen, wo die einzelnen Teilnehmer gerade sind und Thomas hat sich offenbar entschieden, meiner Empfehlung zu folgen und ist bei Charlie in Sonora eingekehrt (beeindruckender Typ)
Nachdem die ersten 20 bis 25 km für hiesige Verhältnisse recht flach waren, wurde es dann auf den verbleibenden 50 km wieder deutlich hügeliger (zu früh gefreut).
Am frühen Vormittag stand ich dann wieder einem dieser bösartigen Kentucky Hunde Auge in Auge gegenüber. Der war so niedlich und wäre wohl am liebsten mitgelaufen. Aber selbst dafür hatte er wohl zuviel Angst. Das Thema Hunde ist praktisch seit 4 Tagen keines mehr.
5 km vor dem Ziel hat mich dann heute mal ein Schauer so richtig erwischt. Es gab keine Möglichkeit sich unterzustellen. Anschließend war dann aber auch nichts mehr trocken, was ich am Körper trug. Die Ortlieb Packtaschen halten bisher dem Regen sehr gut Stand.
Mit der Unterkunft heute habe ich mal wieder echt ins Klo gegriffen. Bisherige Erfahrungen mit Motels sind alle nicht besonders toll, aber das hier ist schon eine besondere Nummer. Werde wohl heute meinen Schlafsack nehmen. Nach allem was ich bisher so gehört habe, soll die Qualität der Unterkünfte in der Mitte des Landes nicht unbedingt besser werden. Nun das gehört dann wohl auch dazu – mein Komfortlevel hat sich schon ziemlich nach unten bewegt. Das schließt neben Unterkünften auch das Essen mit ein.
So, dass war es für heute. Bisher geradelt sind insgesamt 3.520 km bei 29.660 Hm. Morgen geht es weiter Richtung Utica oder vielleicht nach Sebree. Noch zwei bis 3 Tage in Kentucky bevor es dann über den Ohio River nach Illinois geht.