Alles begann mit einem runden Geburtstag
Manche wünschen sich zum 50. Geburtstag eine große Party, andere eine Reise nach Bali – Silvia hingegen wünschte sich die Alpen. Und zwar nicht in Form eines Wandkalenders oder einer Käseplatte, sondern in Originalgröße, zu Fuß, überquerend. Für uns Norddeutsche, die bisher dachten, „Höhenmeter“ sei nur eine komplizierte Maßeinheit aus dem Physikunterricht, war das zunächst eine eher abenteuerliche Vorstellung.
Doch als ich Anfang des Jahres nachfragte, wie es um Silvias Pläne stünde, stellte sich heraus: Die Resonanz aus ihrem Freundeskreis war noch überschaubar. Kurzerhand beschlossen wir, unseren Hut in den Ring zu werfen. Immerhin – was sind schon 100 Kilometer, 8–9 Tage Wanderung, ein paar Tausend Höhenmeter und die Tatsache, dass unser bisheriges „Training“ eher aus Strandspaziergängen an der Ostsee bestand?
Die Route stand schnell fest: vom Königssee bis zu den Drei Zinnen in Südtirol. Ein Traumziel – und gleichzeitig ein stilles Versprechen an unsere Kniegelenke, dass sie ab jetzt bitte besser durchhalten als bisher. Zur Einstimmung bekamen wir ein Video zugeschickt, das die Tour vorstellte: Sonnenschein, Gipfelglück, glückliche Menschen mit strahlenden Gesichtern. Niemand schwitzte, niemand fluchte. Uns war sofort klar: Hochglanz-Marketing.
Die Tage davor
Am 17. August war es so weit. Wir starteten Richtung Königssee – elektrisch, versteht sich. Wer mit einem E-Auto reist, muss allerdings auch mit einer besonderen Reise-Choreografie leben: zwei Stunden zusätzliche Ladezeit, die wir damit verbrachten, Ladestationen zu suchen, Kabel aus dem Kofferraum zu wuchten und über Reichweiten-Prozent zu philosophieren.
Am Ankunftstag begrüßte uns die Gegend mit Postkartenwetter. Eine kleine Wanderung zum See, ein Abstecher nach Berchtesgaden – schon jetzt wurde klar: Hier lässt sich’s aushalten.
Tag 2: Probelauf mit Ballast
„Jetzt wird’s ernst“, meinte Sylvia beim Frühstück. Also schulterten wir unser volles Gepäck und nahmen den Jenner in Angriff – knapp 1100 Höhenmeter. Oben angekommen, pünktlich zum Mittagessen, fühlten wir uns fast wie Alpin-Profis. Wären da nicht die Kleinigkeiten: Bei mir zum Beispiel ein Mückenstich, der sich exakt in der Druckstelle des Schuhs eingenistet hatte. Jede Bewegung wurde zur persönlichen Charakterprüfung.
Der Rückweg forderte noch einmal volle Konzentration: steile Treppen, Wurzeln, Stolperfallen – eine Art Hindernisparcours für Erwachsene, bei dem man unwillkürlich daran denkt, wann eigentlich die Unfallversicherung zuletzt überprüft wurde. Doch am Ende wartete die Sauna, und wie immer im Leben gilt: Wo Schweiß fließt, ist die Entspannung danach doppelt schön.
Tag 3: Muskelkater und Seeblicke
Der Körper meldete sich am dritten Tag deutlich: Muskelkater deluxe. Also nahmen wir uns etwas zurück und spazierten gemütlich am Königssee entlang. Zwischendurch boten sich traumhafte Ausblicke, die fast schon kitschig schön wirkten. Nachmittags zog Regen auf, und wir kehrten in unsere Unterkunft zurück – ein Segen, denn es warteten noch letzte Vorbereitungen. Rucksäcke wurden optimiert, Socken sortiert, Wanderstöcke justiert.
Und ja, auch an diesem Abend: Sauna. Man muss schließlich Traditionen pflegen.
👉 Und so standen wir nun da: die Rucksäcke gepackt, die Schuhe eingelaufen (mehr oder weniger), die Waden vorgewarnt. Der Alpenüberquerung konnte eigentlich nichts mehr im Wege stehen – außer vielleicht unser eigener Enthusiasmus, der mit jedem Höhenmeter erneut auf die Probe gestellt werden würde.






Vielen Dank Uwe- so kann ich wenigstens im geiste dabei sein ☺️