New York Marathon – Tag 4 (Raceday)

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New York Marathon – Tag 4 (Raceday)

Schon um 5 Uhr konnte ich nicht mehr richtig schlafen. Neben der Zeitverschiebung ist man ja auch am Tag einer solchen Veranstaltung immer etwas nervös. Ist man gut vorbereitet? Wie hält man durch? Ist man rechtzeitig im Startbereich? Hat man alles, das man braucht? Solche und viele weitere Fragen gingen mir durch den Kopf. Da es Anna-Lena ähnlich ging, machten wir uns etwa früher als eigentlich geplant auf den Weg zu Frühstück. (Noch 4 1/2 Std. bis zum Start) Neben der etwas spärlichen Auswahl im Hotel hatten wir uns am Vortag noch mit ein paar Lebensmitteln eingedeckt, von denen wir glaubten, dass diese uns noch helfen würden. Am Frühstück sollte es zumindest dann nicht scheitern.

Gegen 7:30 Uhr, also rd. 3 1/2 Std. vor dem Start machten wir uns auf den Weg Richtung Startbereich. In der Lobby bekamen wir von Achim und seinem Team von Interair noch ein paar motivierende Worte mit auf den Weg. Zunächst ging es es mit der U-Bahn Richtung Downtown Manhattan. Die Fahrt dauerte nur rd. 25 Minuten. Dort angekommen standen wir auch schon direkt vor dem Fährterminal der Staten Island Ferry. Im Gebäude tummelten sich bereits tausende von Läufern. Wir nahmen eine Fähre früher als ursprünglich beabsichtigt, so hatten wir im Startbereich etwa mehr Zeit – zumindest dachten wir das!

Auf der Fähre gingen wir ganz nach oben und genossen auf dem Oberdeck nochmals bei strahlendem Sonnenschein den Blick auf die Freiheitsstatue und die immer wieder beeindruckende Skyline der Südspitze von Manhattan. Nach 25 Minuten Fahrt erreichten wir dann Staten Island. Im dortigen Fährterminal erwartete uns das erste Stimmungshoch. Sicher 100 freiwillige Helfer bildeten eine Art Spalier und feuerten uns mit kleinen Glocken und anderen Hilfsmitteln kräftig an. Das war der erste Gänsehautmoment. Hier der Eindruck per Video:  Empfang Staten Island

Die nächste Etappe war dann ein Bus Shuttle, auf den wir allerdings über eine Stunde warten mussten. Es ist schon eine organisatorische Herkulesaufgabe, 55.000 Starter in den Startbereich zu bringen. Selbst dann, wenn diese in 4 großen Wellen starten. Erst ca. 90 Min. vor dem Start waren wir im Bus, der dann nochmals rd. 30 Min. benötigte. Im Startbereich angekommen erwartete uns dann erst mal eine Sicherheitskontrolle, damit man nichts Verbotenes in den Startbereich mitnehmen kann. Das ist sicher für uns etwa ungewöhnlich, wahrscheinlich aber mit Blick auf die Sicherheit einer solchen Veranstaltung sicher sinnvoll.

Dann waren wir endlich im Startbereich und suchten unser Oranges Village, in dem wir uns noch aufhalten konnten. Dort gab es auch noch etwas zu trinken und zu essen und natürlich jede Menge Dixieklos. 40 Min. vor dem eigentlichen Start kam auch schon die Durchsage, dass der eigentliche Startbereich für unsere Welle in 20 Min geschlossen wird. So zogen wir die wärmenden Sachen aus und legten diese in einen der vielen Riesenkartons, in denen die Klamotten für Obdachlose in New York gesammelt werden. Noch schnell eine Banane und ein Schluck trinken, ein letzter Toilettengang und dann ging es in das Orange Correll, das auch in der Tat kurz nach unserem Eintritt geschlossen wurde. Hätten wir das verpasst, hätten wir noch 25 Min. später  in der letzten Welle starten können.

Dann wurden wir zum Anfang der Verrazano Brücke geführt, die den eigentlichen Start des Marathons darstellt. Hier wurde es jetzt richtig emotional. Direkt vor dem Start gab es natürlich eine motivierende Moderation, dann gab es einen lauten Knall aus einer Kanone und es ertönte der Sinatra-Klassiker „New York“. Anna-Lena sagte später, dass es das erste mal war, dass ihr schon beim Start die Tränen kamen. Wir hatten auch die optimale Startgruppe erwischt, weil wir oben auf der Brücke links liefen. So liefen wir in der Sonne und mit freiem Blick auf Manhattan und die Freiheitssatue – einfach fantastisch. Video vom Start: Startschuss

Nach dem Start ging es zunächst 1,6 km bergauf auf eine Höhe von 60 Metern. Wir haben uns natürlich an die Empfehlung der Profis gehalten, hier sehr langsam anzufangen und sich nicht durch die Euphorie mitreißen zu lassen. Erst nach 4 km kamen wir richtig nach Brooklyn hinein und hier war spürbar, dass diese Veranstaltung für die Menschen, die hier leben, etwas ganz besonderes ist. Wir wurden angefeuert, was das Zeug hielt. Immer wieder spielten tolle Bands hier ein paar Eindrücke von der Strecke:

So ließen wir uns eine ganze Weile von der Stimmung tragen, bis wir nach ca. 16 km in einen Bereich kamen, in dem es plötzlich sehr still war. Das ist ein Stadtteil, in dem überwiegend orthodoxe Juden leben, die erkennbar wenig Interesse an dieser Veranstaltung hatten. Über 2 bis 3 Km war es insofern richtig ruhig. Nach dieser kurzen Ruhephase wurde es wieder äußerst lebhaft. Erst als wir Brooklyn über eine kleine Brücke nach Queens verließen wurde es nochmals kurzzeitig etwas ruhiger. In Queens angekommen, war die Stimmung dann wieder wie so oft an der Strecke – einfach klasse. Bei Km 22 hatte sich zudem noch das Team von Interair postiert, um die von Ihnen begleiteten Läufer nach Kräften anzufeuern. Hier ein paar Eindrücke aus Queens: Queens Impressionen

Nach gut 2 Km verließen wir diesen 3. Stadtteil über die Queensboro Bridge wieder, um nach Manhattan zu gelangen. Auch auf dieser Brücke war es wieder sehr ruhig und jeder hatte die Gelegenheit, sich bei dem Anstieg über 45 Höhenmeter auf sich selbst zu konzentrieren. Je näher wir auf der anderen Seite Manhattan kamen, um so deutlicher waren die Menschenmassen zu hören, die sich entlang der 1st Avenue aufgestellt hatten und die Läufer nach Leibeskräften anfeuerten. Ein erneuter Gänsehautmoment. Man kann im folgenden Video nur erahnen, was das für ein Gefühl ist, wenn man diese breite Strasse 5 bis 6 Km hinaufschauen kann und dieses bunte Band an Menschen sieht – einfach irre.

Am Ende dieser langen Geraden verließen wir dann Manhattan über eine Brücke in die Bronx, um dann nach ca. 2 Km wieder zurück nach Manhattan zu kommen. Jetzt waren wir schon auf dem Weg Richtung Ziel. Allerdings hatten wir noch rd. 8 Km zu laufen und die Beine wurden auch immer müder. Je näher wir dem Central Parc kamen um so intensiver wurde auch wieder die Unterstüzung des Publikums am Rand der Strecke. 5 Km vor dem Ziel erreichten wir die nordöstliche Ecke des Parks, um dann nach weiteren 2 Kilometern direkt in den Park einzubiegen. Die letzten Kilometer wurden wir dann förmlich durch die Stimmung ins Ziel getragen. Hier noch ein paar Eindrücke von diesem Teil der Strecke:

Nach Überschreiten der Ziellinie gab es dann die verdiente Medaille, einen Verpflegungsbeutel und einen wärmenden orangen Poncho. Dann zog diese orange Karawane weiter Richtung Ausgang. Das war schon ein lustiger Anblick. Aber ohne diesen Poncho wäre es verdammt kalt geworden. Zumal nicht lange nach der Zielankunft auch die Sonne hinter den Wolkenkratzern verschwand und es im Schatten und der nahenden Dunkelheit empfindlich kühl wurde. So entschieden wir auch den kürzesten WEg zur U-Bahn zu nehmen und die 3 Stationen zu fahren auch wenn wir das Hotel auch in 20 Minuten zu Fuß hätten erreichen können.

Im Hotel angekommen war die warme Dusche schon eine echte Wohltat. Kurz noch die Füße hochlegen und dann ging es auch schon wieder los, da wir für den Abend ein gemeinsames Abendessen mit der Reisegruppe gebucht hatten. Dort drehten sich natürlich alle Gespräche um die Erlebnisse des Tages. Alle waren sich einig, dass das ein außergewöhnliches Lauferlebnis gewesen war, bei dem eigentlich alles gestimmt hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich das nochmal wiederholen möchte, weil es eigentlich nur schlechter werden kann.

Gut gestärkt und zufrieden verließen wir die Lokalität auch nicht allzu spät und beendeten den Tag.

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Anonym

    Bin sehr beeindruckt und berührt von deinem Bericht. Danke!!
    Welcher Vater und Tochter können dieses Erlebnis teilen.
    Schon eine kostbare Erfahrung.
    LG Bärbel

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